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HILFE
Freunde, die sie mit G eld- und m ateriellen Spenden unterstützen, groß. N ur
so sind die erstaunlichen Leistungen möglich, w ie etwa nach den beiden W e ltÂ
kriegen die V erteilung von Lebensmitteln und Bekleidung in Europa, die
Linderung der Hungersnot in Indien, die H ilfe bei den Ãœberschwemmungen in
China. Es ist fü r sie ohne Unterschied, ob eine Stadt von deutschen, am eriÂ
kanischen oder russischen Bombern zerstört w orden ist, das Leid der Menschen
ir/Qdiesen Städten ist ihnen das gleiche. Sie glauben an den Frieden und
weigern sich, W affe n in die Hand zu nehmen, doch stellten sie sich im Kriege
fü r Versuche m it neuen H eilm itteln und -methoden, ohne Rücksicht auf ihr
Leben, zur Verfügung.
In kleinen G ruppen ziehen sie in die Elendsgebiete der W elt. W as sie an
m aterieller H ilfe bringen (allein im Jahre 1946 fü r 7 M illio ne n Dollar), bringen
sie als Gaben der Liebe. In kleinen G ruppen leben sie unter den gleichen
Bedingungen und Entbehrungen w ie die Notleidenden. A be r die m aterielle
Unterstützung — und sie werben fü r jedes Land — kann nur begrenzt sein.
W as sie zurücklassen w ollen, ist der Geist der Freundschaft, ist ein W e g Â
weiser, sich selbst zu helfen, ist der gleiche Geist, der die Freiw illigen — jeder
arb eite t immer nur fü r zwei Jahre — in die Industriegebiete Nordam erikas,
die Indianeransiedlungen M exikos, die Hafenviertel Shanghais tre ib t, der sie
internationale Sommerlager einrichten und überall da mitarbeiten läßt, wo
H ilfe von Mensch zu Mensch not tut.
*
An einer Straßenecke singt eine Heilsarmeegruppe. Sie singt eine weltliche
M elodie m it einem christlichen Text, das gleiche Lied an einer Straßenecke
Londons w ie in Sydney od er in Berlin. Und die M änner und Frauen, die hier
Jingen, tragen die gleiche Uniform , w ie sie der G ründer ihrer „A rm e e " vor
mehr als siebzig Jahren in den Elendsvierteln von London trug, als er in die
Kneipen und Slums von Eastend ging, um jene zu retten, die „H ilfe am
nötigsten" hatten.
W illiam Boöth, damals ein junger M ethodist ohne einen Pfennig Geld, lernte
in dem Pfandhaus, in dem er arbeitete, die bittere N o t und Arm ut seiner
Die Heilsarmee
Umgebung kennen. Früh erkannte er, daß from m e W o rte allein diese«
Ärmsten der Armen nichts nützen. Von dem ersten G eld, das bei den V erÂ
sammlungen, die er abhielt und in denen es o ft zu w ilden Schlachten kam,
einkam, richtete er Schulen fü r Verw ahrloste, Brot- und Fleischverteilungen,
Pfennigsparkassen und Suppenküchen ein. Als seine Armee wuchs, als sich
seine Anhänger in ändern Ländern niederließen und Gleichgesinnte warben,
behielten sie diese Einrichtungen bei. Sie halfen und helfen jedem, ob er
sich zu ihrem G lauben bekehren läßt oder nicht. Keine N o t ist ihnen zu groß
und zu hoffnungslos. Sie gehen in die Gefängnisse, sie errichten Heime für
Niem andskinder, fü r alte Leute, fü r W öchnerinnen, fü r Flüchtlinge und O bdachÂ
lose. Und sie suchten diese Plätze schon zu Zeiten auf, als sich kaum jemand
um solche Menschen kümmerte. Zumeist sind es nur kleine Münzen, die bei
den 50 000 Heilsarmee-Musikanten und den Kollekten der dreieinhalb M ilÂ
lionen M itg lie d e r in hundert Ländern der W e lt einkommen. A ber wer sie
gibt, weiß, daß dam it eine N o t gem ildert w ird, an der sonst vielleicht ein
Mensch zerbricht.
*
Solche Armeen der H ilfe g ib t es viele, ü b e ra ll da, w o sich Menschen aus dem
inneren Zwang ihres Glaubens, ihrer W eltanschauung oder ihren LebensgrundÂ
sätzen heraus zu Vereinigungen zusammengeschlossen haben, denen die
Nächstenhilfe inneres Gesetz ist, haben sie sich auch organisierte Hilfstruppen
geschaffen, M itte l gesammelt, Einrichtungen gegründet, um Arme zu unterÂ
stützen, Kranke gesund zu machen, Kinder aufzuziehen, Einsame zu trösten,
Müden und A lten ihr schweres Los zu erleichtern. Die katholischen H ilfsorganiÂ
sationen gehören dazu, der Caritasverband und die Ordensgemeinschaften, der
Evangelische Hilfsverband mit den Diakonen, den Diakonissinnen und der
Inneren Mission und auch die W ohlfahrtsorganisationen der Arbeiterverbände.
Sie arbeiten, obw ohl meist von umfassenden O rganisationen ausgehend, o ft
nur in engerem Bereich, in Krankenhäusern, Kindergärten, Altersheimen. Sie
kümmern sich um die Menschen in ihrer Umgebung, von denen sie wissen,
daß sie in N o t sind, und helfen ihnen, sow eit sie können. Manche widmen
dieser praktischen H ilfsarbeit ihr ganzes Leben, andere ihre Freizeit und die
M ittel, die sie m ateriell erübrigen können. Auch wenn die M otive ihrer guten
W erke o ft verschieden sind — rein christliche oder soziale z. B. — , so sind die
Auswirkungen ihrer Taten fü r den, dem sie zugute kommen, die gleichen. In
N otzeiten, w ie der G egenv/art, erweist sich die Verbundenheit von G utÂ
gesinnten a ller Erdteile. Die Lebensmittel- und Sachspenden kommen von
Namenlosen und gehen an Namenlose. Sie alle und viele andere kennen
w eder Grenzen noch Unterschiede, sie kennen keine getrennten W elten, sie
kennen nür: den Menschen, der ihre Hilfe braucht. „ . ... r
Das Rofe Kieuz A u fn .: Leonard (4), Ege (41