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Jn d er Kindheit hatte, nach einer m erkw ürdigen heit, dachte Lotte, d ie Hausfrau, schon bei d er bekam en, bekam en sie und ihr M ann noch lange
Rettung, d ie B auerngroßm utter im G e b irg e vom ersten Begegnung: nicht.
Er brachte d ie W äsche nach vierzehn Tagen, d er
Schutzengel gesprochen, den ein jedes neben sich Schlecht is er nich, hatte d ie W ä s c h e fra u , a u f den häßliche Ungeschlachte, er nahm die gebrauchte
mit, Flundern brachte er nicht.
habe. Zwei oder dreim al sagte die Alte ihr Sohn deutend, gesagt, einen ungeschlachten Kerl, D a sind w ir w ie d e r einm al d ie H ere in g e fa lle n e n ,
sagte Charlottes M an n , und das w a re n sie auch
Sprüchel auf, das inniger M einung und G läu b ig keit dessen stumpfes Gesicht über geducktem Stirn im letzten tödlichsten Sinn; denn ein p a a r Tage
später w a r C h arlo tte a lle in in d e r W o h n u n g , v e r
voll w a r, mundartlich neckte und sich zugleich nacken w enig Menschliches hatte und d er sich stört, vielleicht zerstört — denn w e r w e iß von sich,
w ie w e if d ie eigene H altb arkeit reicht.
from m w ie d e rh o lte , w ie G e b e t sich w ie d e rh o lt in u na u fg efo rd ert hinter d er M u tte r in das W o h n
W e n n sie w id e rw illig vom vierten Stock herunter
Dank und Fürbitte und das ein W ahrspruch sein zim m er schob, d ie M ü tze zwischen roten Fäusten stieg, um nötige G äng e zu tun, taub dem Lärm,
bfind dem Treiben, schreckte sie aus der Blick-
mochte, w e r w e iß es. drehend. Denn d a ß d ie W äschefrau in den Sessel losigkeit, aus d er Lähmung irdischen G ehörs, in
das kein Laut Eingang fand, außer dem meilen
Nicht w ar er vergessen vom Kind, vom heran- g en ötigt w u rd e, um sich zu verschnaufen, g eb o t fernen jäm m erlichen Rufen nach ihr, hier und dort
ein schreiend rotes Plakat.
wachsenden M ädchen, so w enig w ie des G e birges nicht nur M itle id , sondern auch D a n k b a rk e it, wenn V o n d e r Litfaßsäule g ellte es: Frauenm ord im
Tegeler Forst, Belohnung, M itteilungen erbeten.
blitzende Bläue und die W iesenpracht vor seinen nicht Klugheit. D a einem verfem ten Haushalt Nicht lange danach w ar der Text verändert: Frauen
mord am W e d d in g , 43jäh rig e W itw e in ihrer W o h
Klüften und d ie Bäuerin in ihrer rührenden W u n d e r nicht m ehr d ie nötige Reinigung zu g e b illig t w urde, nung erw ü rg t. Das A u ge w o llte nicht lesen, es irrte
ab, ab er die Schrift auf dem Rot schrie: Nim m
lichkeit. hatte sie sich einfach zwischen G esetzesw illkür du dich in acht, auch du bist alle in in d ein er W o h
Auch d ie Frau erinnerte sich, g läu b ig nicht mehr, und ihre Erfüllung geschoben, und eine Sorge nung, auch du bist d reiun dvierzig Jahre. W itw e ?
sondern höhnender Verzw eiflung voll, der W a h r w e n ig e r drückte C h arlo tte zu einer Z eit, in d er V ielleicht w e iß t du es noch nicht. Und manchm al,
spruch schien ihr vertan und vertauscht in d ie täglich neue Sorgenlasten von Amts wegen aus wenn C h arlotte Zeitungen kaufte und wirklich und
krummste der Lügen. geklügelt wurden. w ahrhaftig hinweglesen w o llte über Ereignisse
dieser A rt, machten sie sich deutlich und unabw eis-
In welchen Flimmeln w a re n sie je tzt behaust, E r .h a t h alt nich g elernt, sagte d ie W äsch efrau , lich, und sie reihten sich schauerlich anein and er,
erst w a re n es d rei U n taten, dann vier und dann
d ie Schutzengel? Um unser irdisches Teil schienen und tippte leicht mit dem Finger an die Stirn. fünf, und nie w urde einer g e fa ß t, und es w a r den
Ermittlungen nach auch nur einer, so hieß es, der
sie sich nicht mehr zu küm m ern, denn M ann Und je tzt w a r es o ffen b ar, an w elcher Bürde sie schuldig w a r; und w ie er sich verging an den
O p fern , das w ar alles Lebendigen und Natürlichen
und Frau lebten fürchterlich, gänzlich anheim am schwersten trug und d aß Krankheit leicht w ar, grauenvolles W iderspiel.
A b seitiger kann eine W o hn un g nicht liegen, dachte
geg eben den M ächten d er Finsternis. Denen v e r dagegen gewogen. C h arlo tte o ft, am Ende eines langen Flurs, und
von diesem bog hinter der Außentür ein schlauch
fiel eines Tages der M ann, und allein mit dem Er hilft mir ja g an z schön, lob te sie den Unglück a rtig e r K o rrid o r a b , d er sich überdies noch w in
kelte, bevor er Zutritt zu den beiden Zimmern
G rauen, mit der nackten Todesfurcht, die, ohne seligen, d er doch Sohn hieß in ihrem H erzen , und g ew äh rte, die au f den trübseligen Lichthöf
sahen.
sich von d e r Hoffnung ein M äntelchen zu borgen, dann lud er stumpfblickend, mit einem halben W enn Charlotte durch den langen Treppenflur
ging, das grelle mordschreiende Rot des Plakates
d ie Frau in Schach hielt, v e rb lieb diese in d er Grinsen zu C h arlo tte g ew a n d t, sich den riesigen vor Augen, wenn die Abgeschiedenheit ihr b e
w ußt w u rd e, dachte sie fröstelnd: H ie r hört keiner,
leeren W ohnung. Packen mit ab g ezäh lter W äsche mühelos auf, und w enn ich etw a schreie.
Sie schrie nicht, sie stand am Fenster, blicklos, und
Sie tat das täglich N o tw en d ig e und w artete. Sie M u tter und Sohn zogen ab. p reßte d ie Stirn ans K reuz, sie schlug sie ans Kreuz
saß, d ie H ä n d e im Schoß, und w a rte te . Sie
schlief und w a rte te im Schlafen, sie w a rte te im Als C harlotte mit ihrem M ann die schöne W o h
G ehen, und jeder Schritt, wohin auch immer sie nung und die schöne G egend verlassen mußte
sich w a n d te , schien d azu verd am m t, sie w ie d e r und eingewiesen w urde, w o sie nie freiw illig hin
nach Hause zu führen und in d ie Verlassenheit. geg ang en w ä re , in den vierten Stock mit einer
trostlosen Aussicht a u f Lichthof und M a u e r und
Besuch kam nicht mehr, seit es geschehen und sie Dach, ließ d ie kranke Frau es sich nicht v e rd rie
allein w ar, das W a rte n mit müßigen Händen w ürde ßen, die W äsche w eiter abzuholen, aber der Sohn
sich nicht so bald in geschäftiges V o rb e re iten und w ü rd e künftig w ohl allein , kom m en, kündigte sie
die freundlichen H andgriffe der Bewirtung ver an, denn sie mache es nun w irklich nicht m ehr
w and eln. D ie Leute fürchteten sich eben und m ie lange.
den ihre Tür.
Er is nich schlecht, b eteu erte sie w ie d e r; dann e r
Auch d ie W äschefrau w ü rd e nicht m ehr klingeln, zä h lte sie, w ie er es verstünde, d ie Pumpe kochend
d ie gute Seele, d ie sich zu letzt vier Treppen her- au fzu tau en , drauß en in Köpenick, w enn es stark
a.ufschleppen mußte und keuchend saß und jedes frö re , und w ie er die Zuber füllte und die mäch
mal versicherte, den Schweiß von der Stirn tigen Bottiche reinigte und d ie W ringm aschine
wischend, d aß sie es nun nicht mehr lange mache, drehte und seine B ärenkräfte ihrer H infälligkeit
und sie hätte geschw ollene Beine w ie W a s s e r liehe ohne W iderspruch.
kannen.
M it ihr zu sprechen hätte gut getan, w eil sie zu Er hängt an mir, nickte sie, a u f mich hört e r auch,
ihnen hielt, a b e r sie kam nie mehr, und vor d er a u f mich allein. Für den müßte ich hundert Jahre
Tür w ürde der Sohn stehen w ie angepflöckt und w e rd e n , d er braucht mich am nötigsten von meinen
Kindern.
C h arlo tte anstarren, und wenn man ihn endlich Sie w u rd e nicht hundert Jahre, d ie brave Frau
zum G ehen gebracht hätte, w ürde ein Frösteln Linke mit den geschwollenen Füßen und dem
bleiben, und jeden leeren W in ke l w ürde Bangig bitteren Schweiß auf der zerknitterten Stirn, sie,
keit ausfüllen und Unvorstellbares prophezeien. die aus der Bunzlauer G egend stammte und heim at
D ie W äschefrau brauchte frü her nur bis zum liche Laute m itbrachte, jedesm al, wenn sie zu
ersten Stock zu steigen, ab er auch dam als hatte C h arlo tte kam und sich jedesm al schm erzhafter
sie gestöhnt und w a r im Sessel förm lich zusam Liebe voll beschönigend vor das Geschöpf stellte,
mengesunken. W a r das nur die Bürde der Krank das sie g etrag en und g eb oren hatte.
Die M utter w äre gestorben, sagte die Tochter am
Telefon, als C harlotte nach dem Verbleib der
letzten W äsche fragte, aber der Bruder würde
kom m en und sie bringen. Sie h ätte jetzt nur so
viel W irtschaft mit dem Begräbnis gehabt.
Er kam auch, jedoch ohne d ie W äsche; er fra g te
mit einem halben Grinsen, die M ütze zwischen
den Fäusten drehend', ob sie Flundern brauchten,
er könne welche besorgen, Speckfette Flundern,
z w ö lf M a rk das Pfund w ürden sie kosten, auslegen
könne er es a b e r nicht. W ä r e nicht eine Z ig a re tte
d a, fra g te er, und w ä re d er H err nicht d a?
Ja, der H err, Charlottes M ann, w a r d a, und das
w a r ihr lieb und auch beruhigend, überraschender
weise.
Frau Linkes Sohn bekam Z ig aretten und bekam
auch vieru nd zw an zig M a rk . C h arlo tte freute sich
im voraus auf den lecker besetzten Tisch, denn
sie w a re n kärglich g eh alten , und was d ie anderen