Page 2 - mosaik04_49
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Was sagen                                                             Sie dazu?                                                                                             Frau G. G.t Berlin 'Spandau,
                                                                                                                                                                                                         schreibt uns zu
€ > Ehe ohne Mann                                                     gegenwärtige d e u ts h e Rechtsprechung läßt als
                                                                      A m tsgeridot auch dasjenige Am tsgericht zu, in dem                                                  Ich bin z w a r erst 38 Jahre alt, a b e r auch ich
Seit Stalingrad w e i ß ich nichts meh r v o n m e i­                 der Antragsteller und nicht der Verschollene seinen                                                   h a b e mit meinen B ew erbungen als S te n o ­
                                                                      W o h n sitz oder A ufenthalt hat.                                                                    typistin nie Erfolg g e h a b t. Da ich nach d em
n em Mann. Ich bin 32 J a h re alt; wir h a b e n                     W ie ist nun die rechtliche Situation für solche K in ­                                               Um schw u ng ein klein es Kind zu v e r s o r g e n
                                                                      der, die — wie m Ihrem Tall — während der Ver-                                                        hatte, konnte ich mich seinerzeit nicht um
uns gut ve r s ta n d e n — a b e r ich kann jetzt nicht              schollenheitszeit des Ehemannes geboren wurden,                                                       e in e Stellung in m ein em Beruf b em üh en .
                                                                      deren natürlidrer Vater aber nicht der Verschollene                                                   Ich w ü r d e mich nun g ern für e i n e n zu ­
m eh r w a r t e n d d a h i n v e g e t i e r e n . Es ist d a kein  ist? TJaCb dem T/esefz w ird jedes K ind, das, solange                                                kunftsreichen Beruf umschulen lassen. Mehr­
                                                                      die Ehe als gültig anzusehen ist, geboren wurde, aber                                                 fach h a b e ich h e r u m g efr a g t. Immer w ie d e r
an d erer Mann, son d ern e b e n nur d ie seelisch e                 auch noch innerhalb von 302 Tagen nach Beendigung                                                     s a g t e man mir, es lä g e n schon zu v iele M e l­
                                                                      der Ehe, als K ind des Ehemannes angesehen und                                                        d u n g e n vor und ich m üßte wahrscheinlich min­
Unm öglichkeit, in d iese r e w i g e n U n g ew iß h eit             trägt dessen TJamen. Der Ehemann kann die Ehe­                                                        destens ein Jahr warten. Auf jeden Fall b e ­
                                                                      lichkeit des K indes anfechten — aber er kann es                                                      k ä m e ich B escheid, und a u f d i e s e n Bescheid
w e i t e r z u l e b e n . Ich k ö n n te jetzt noch mein            ja nicht, da er versdw llen ist. D ie A nregung d a zu                                                w a r t e ich h e u te noch. Kann ich mir noch H o ff­
                                                                      kann auch von jedem anderen ausgehen, wenn es                                                         nung machen?
Medizinstudium wiederaufnehmen, aber auch                             im öffentlichen Interesse oder zum TJutzen des
                                                                      Kindes ist. Also ist auch der M u tter des Kindes                                                     Eine A n tw o rt a u f Ihre Trage und auCh ein w enig Ttoff-
d a z u m uß ich w isse n , w o r a n ich bin. M einer                die M öglichkeit gegeben, bei dem für den Jßobn-                                                      nung gibt Ihnen vielleicht unser Beitrag „U m ­
                                                                      sitz des K indes zuständigen Landgericht die                                                          schulungsstätten“ in diesem Tieft.
Freundin, 28 Jahre alt, geht es noch schlechter.                      E helichkeitsanfechtungsklage einzureichen. W ird ihr
                                                                      stattgegeben, dann d a rf der E hem ann, w enn er                                                     Frau A. R., Berlin-W ilm ersdorf,
Auch sie wartet ohne jede Nachricht seit 1942.                        wieder auftaucht, keine Ansprüche mehr auf das                                                                                     schreibt uns zu
                                                                      K ind stellen, es trägt dann auch nicht mehr seinen
Der Jugendfreund will sie heiraten; es kommt                          JJamen, sondern den TJamen der M utter. Der w irk­                                                    Die Verfassungsgesetzgeber von Bonn haben
                                                                      liche Vater wiederum kann eine Ehelichkeitserklärung                                                  ihrer Schöpfung keinen guten Dienst erw iesen,
m Kürze ein Baby, das dem richtigen Vater                             für das K ind erreichen, auch ohne daß er mit dessen                                                  wenn sie sich zuerst g e g e n die Aufnahme der
                                                                      M u tte r durch eine Ehe verbunden ist. Er kann dam it                                                Gleichberechtigung der Frauen gesträubt und
nicht g eh ören wird, sondern den N a m en des                        seinem K inde den eigenen TJamen geben und erhält                                                     sich damit selbst den Anschein g e g e b e n haben,
                                                                      volles Vaterrecht.                                                                                    als ob sie neben solchen Dingen hergehen,
Verschollenen tragen muß. Warum gibt man                                                                                                                                    d ie nicht übersehen w erd en können.
                                                                                                                                                                            Die Auseinandersetzungen über die Verfassung
uns unglücklichen Frauen nicht endlich mit                                                                                                                                  gehen weiter. Die Frauen w erden d iese Zeit
                                                                                                                                                                            nicht m ü ß ig v e r g e h e n la ssen . Es gib t noch
der Todeserklärung für d en verschollenen                                                                                                                                   an d erw eit g e n u g A u fg a b e n , für d ie sie sich
                                                                                                                                                                            einsetzen können, weil auch darin die Männer
M an n w i e d e r e i n e Zukunft und ein Lebe n mit                                                                                                                       noch in Vorurteilen b e f a n g e n scheinen. D azu
                                                                                                                                                                            gehört die Revision des ehelichen Güterrechts.
festen Plänen?     W . D., Hamburg                                                                                                                                          E b en so wichtig ist d ie rechtliche A n erk en n u n g
                                                                                                                                                                            der H a u sfra u en a rb eit. Mit ihr w ü rd en auch
Die Herausgeberin antwortet:                                           o W ohnrecht der Geschiedenen                                                                        die Hausfrauen eine „Gleichberechtigung" er­
                                                                                                                                                                            lan gen , d ie nicht nur sie selbst befried igt, s o n ­
Die ungeheure 'Tragödie der deutsdhen K riegsgefan­                   Mein Mann kam aus der Gefangenschaft zu­                                                              dern auch den sittlichen Wert des Volkes hebt.
genen im O sten, denen nodh immer die Tieimkehr                       rück, und wir verstanden uns nicht mehr. Als
cerwehrt wird darf aus zw eierlei Q ründen nicht im                   vernünftige Menschen einigten wir uns schnell.                                                        Inzw ischen hat man sich in Bonn davon überzeu g en
Stillschweigen untergehen.                                            Nun sind wir zwar geschieden, leben aber                                                              lassen, d aß die Gleichberechtigung der Trau n ich t nur
                                                                      noch in der alten W o h nung, und jetzt will                                                          in den G rundrechten, sondern überall im Verfassungs-
U n d zwar einmal wegen des Schicksals jener M e n ­                  mein Mann w i e d e r heiraten. Muß ich mir nun                                                       Werk gesetzlich testgelegt werden muß.
schen, die noch Jahre nach beendetem Kriege weit von                  ein a n d e r e s Q u artie r su ch en ? Ich s e h e nicht
ihrer Tleimat, entnervt durch die Dauer der Kriegs­                   ein, w aru m g e r a d e ich räum en soll.
gefangenschaft, ständig an Lebensm ut und Lebens­
kra ft verlieren und die in immer gröberer Z ahl lang­                                                                                                    G . Q u., Berlin
sam an körfierlidjen Strapazen eingehen.
                                                                      Muß man „pathetisch" sein?
Die andere Seite sprechen Sie an: Das Schicksal der
T rauen, die nicht wissen, ob sie noCh verheiratet oder               Neulich sah ich e in e n Ausschnitt au s „Hamlet",                                                         MOSAIK
ob sie W itw en sind. Sie dürfen uns glauben, dafi
wir jedenfalls gegenüber diesem Ausm aß von liug.ück                  gespielt von einem deutschen und einem en g ­
alles zu tun versudjen, was in unserer M öglichkeit
liegt. W en n wir trotz aller Bem ühungen bisher nicht                lischen Schauspieler. Die Art des Vortrages
weitergekom m en sind, so ist das wohl kaum unsere
Schuld, t s ist eine Trage von so großer menschlicher                 war völlig verschieden; während der Eng­                                                              DAS  WELTBILD DER                  FRAU
B edeutung, d aß sich die ganze in Rechtssicherheit                                                                                                                                       erscheint monatlich
lebende Q esellsdjaft für sie em setzen m üßte. JJur                  länder seine Rolle in höchstem Tem po und
w enn alle, die die Rechte des Individuum s anerkennen
— f.inzelmensClyen wie V ölker — , auch d a fü r ein-                 ganz „beiseite" sprach, breitete der Deutsche,
treten, dann können jedem V olk die noch in Kriegs­
gefangenschaft befindlichen M änner zurückgegeben                     mit allem G en u ß für d ie W irkungen seines                                                         AUS  DEM  I NHALT
werden. Ls sind nämlich nicht allein deutsche M ä n ­
ner. die heute noch in östlicher K riegsgefangenschaft                Spiels, d ie Feinheiten und Innigkeiten in rol­                                                                  Diesseits und jenseits des Rheins
sind.                                                                                                                                                                                              Die große Chance
W er wollte eine Trau verurteilen, die nach lang­                     lendem Pathos vor uns aus. Ähn'iches be­                                                                                      Karriere Kliniken
jähriger U ngew ißheit den Entschluß faßt, ihr Leben
neu zu gestalten? U nd wer hätte nicht tiefstes                       merkte ich a b e r au ch z. B. b eim V e r g le ic h e n                                                            Berufstätige u n d Haustrau?
M itg e fü h l mit allen denen, die, in T reue zu dem u n ­                                                                                                                                    Männer um das Mosaik
glücklichen G efährten sich innerlich verzehrend und                  der Nachrichtendurchsagen im angelsächsischen                                                                              Chef und Sekretärin
zerm ürbend, nicht mehr die Energie aufbringen, sich                                                                                                                                             Umschulungsstätten
wenigstens beruflich einen W eg zu bahnen? Qibt                       und deutschen Rundfunk.
es hier einen Trost? M an scheut schon vor dem V er­                                                                                                                                Jäckchen im trühlmgshaften Wandel
such eines solchen zurück. Jede der Betroffenen wird                  M eine Freunde meinen nun, deklam ieren und                                                                 U n s e r e Schnittmuster Alles aus Kattun
ihr V erhalten aus sich selbst heraus bestim m en
müssen. W ir können als Tlilfe am Rande nur die                       eine beinahe körperliche Wucht gehörten eben                                                                     Ich rechne hm, ich r echn e her —
Tormalitäten angeben, durch die ihr Leben wieder                                                                                                                                           Ein s c h ö n e s Paar, Erzählung
klar geordnet wird.                                                   mal zum klassischen Schauspiel und seien
Ein G esetz vom 4 . Juli 1939 bestim m t, d aß bei einer                                                                                                                                                                                *
Todeserklärung auf Grund von Kriegsverschollenheit                    darüber hinaus eine deutsche Eigentümlichkeit,
„seit dem Ende des Jahres, in dem der T neden ge­                                                                                                                                                      T i t e 1b 1 1 d
schlossen, der besondere Einsatz für beendigt erklärt                 mit d e r m an sich a b fin d e n m üßte. Ich g l a u b e ,
oder der Krieg oder das kriegsähnliche U nternehm en                                                                                                                                               Farbzeichnung von Han» Bohl
ohne TnedenssC hluß beendigt is t“, ein Jahr verstrichen              „Rom eo und Julia" und andere Stücke und                                                                                                                          *
sein muß.
                                                                      auch politische G e s p r ä c h e könnten nur durch                                                                   Modezeichnungen
ln der amerikanischen und in der britischen Be­
satzungszone Deutschlands ist dieser Z eitp u n kt auf                einen natürlich-menschlichen Ton und leise                                                                                  von Ruth D öring, J o s e f M eister
den 30. Juni 1949 festgesetzt worden. Hier können                                                                                                                                                                                *
also vom i. Juli 1949 an bei dem Am tsgericht am                      Nüchternheit gewinnen. O d er sind wir als
letzten W ohnsitz des Versdwllenen Anträge auf eine                                                                                                                                             JllustraHonen
Todeserklärung gestellt werden, ln der französischen                  G a n z e s s o tr ä g e , d a ß man uns nur mit G e ­
und der sowjetischen B esatzungszone sowie in den vier                                                                                                                      von M ia L e d e 'e r, H an s B oht, H um m el, U rsel W achsm uth-
Sektoren Berlins dagegen hat man einen solchen Z e it­                schrei aufweckt?         K. F., D ü s s e l d o r f                                                                       K ießling. S c h o lz -P e te rs . Kitti B ey er
punkt noch nicht festgesetzt. Tlier kann also eine
Todeserklärung m it Aussicht auf Erfolg nur dann                      0 Ein Klub für einsam e B ürger                                                                       H erausgeb er: A n nedore Leber. — Mit Z ulassung
beantragt werden, wenn „auf Grund von A ugen­                                                                                                                               Nr. 132 der Britischen M ilitärregierung. — Redak­
zeugenerklärungen oder anderen amtlichen D oku­                       Wir sind zwei Freundinnen, 25 und 30, beide                                                           tion , Diuck u. V e rla g : B erlin -G ru n ew a ld Brsmarck-
menten eine hohe W ahrscheinlichkeit des Todes be­                    noch „knusprig"; d a s ist bei d er einen se lbst­                                                    p latz, T elefon 97 79 21. Satz- und B il d h e r s te l lu n g :
wiesen werden kann". Tür solche Verschollenen,                        verständlich, bei der anderen zeugt es von                                                            A rno Scholz Druck G . m. b. H. A n z e ig e n a n n a h m e :
deren letzter inländischer W ohnsitz in den früheren                  redlichem Bemühen, nicht zu verkalken. Wir                                                            iw ag. Internationale W erbe- u. A nzeiqengesell-
deutschen O stgebieten war. wäre ein Antrag hei dem                   sind aber beid e sehr einsam; der Krieg hat                                                           schaff m. b H., Berlin G ru new ald, Bismarckplatz,
damals zuständigen Am tsgericht notwendig. Die                        d i e F reunde in a l l e Z o n en v e r w e h t . Für d i e                                          T elefon 97 53 12, W e s t s te lle : Frankfurt a . M .
                                                                      „ g a n z junge Jugend" (10 bis 21) gibt es Klubs;                                                    Eysseneckstraße 31. Postab on nem en t für W est­
                                                                      welche Möglichkeiten aber haben wir, wenn                                                             deutschland 3,— DM zuzüglich Postzustellgebühr.
                                                                      wir auf Tanzdielen und Heiratsinstitute ver­
                                                                      zichten? W ie w äre es, wenn die Stadt- und
                                                                      Landbezirke einen oder mehrere Räume, je
                                                                      nach Einwohnerzahl, zur Verfügung stellten?
                                                                      In d i e s e m „Bürgerklub" k ön n ten auch d i e A l t e ­
                                                                      ren lesen, plaudern, Vorträge anhören. Man
                                                                      würde sich kennenlernen, Interesse füreinan­
                                                                      der und auch für öffentliche Probleme finden
                                                                      — allen wäre also geholfen. H. N ., Bad Sachsa
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