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Was sagen Sie dazu?                                                                                                                                                  von ih r g e le ite te n , neu in S tu ttg a rt erscheinen­
                                                                                                                                                                     den Zeitschrift „D ie W e ltb ü rg e rin ". Und nicht
          W e'fbürgerin                                                                            V e ra n tw o rtu n g e n vo n sich a b z u w e rfe n , sich von  nur diesen, sondern eine Reihe w e ite re r, in
                                                                                                   Schuldverpflichtungen zu befreien und eine                        denen sich Frauen a lle r S tände und Berufskreise
Ich habe mich bei d e r F ra n k fu rte r Z e n tra le als                                         F reizügigkeit zu gew innen, die, wenn w ir nicht                 m it solchen N ö te n beschäftigen. „D ie W e lt­
W e ltb ü rg e n n e in tra g e n lassen. M ein M an n ist                                         unseren Sinn von G rund a u f g e w a n d e lt haben,             b ü rg e rin " ve rö ffe n tlich t diese Briefe nicht, ohne
entsetzt. Er sagt, es stünden z w e ife llo s nur                                                  a llz u leicht als F re ib rie f fü r neue S törungen im          zugleich einen W e g zur Lösung dieser brennen­
e in ig e e h rg e izig e , wenn nicht versponnene Leute                                           Zusammenleben der M enschheit dienen könnte.                      den Fragen zu suchep. Sie schlägt vo r und be­
d a h in te r, d ie sich einen N a m en machen w o lle n .                                                                                                           a b s ic h tig t, e in g e e ig n e te s G e lä n d e in o d e r b e i
Das g la u b e ich nicht. Ich w e ß n o ;h nicht e in ­                                            Frauen — zu harf gew orden ?                                      S tu ttg a rt zu beschaffen — m ög lichst in Erb­
m al, w er die Leitung der O rga n isa tio n hat und                                                                                                                 pacht, um Kosten für den Erwerb von Bau­
w ie sich m eine Z u g e h ö rig k e it zum W e ltb ü rg e r ­                                     G ew iß, w ir haben einen zehnjährigen Jungen,                    p lätzen zu sparen. H ier soll zunächst ein erstes
tum a u sw irke n w ird . Es in te re ssie rt mich auch                                                                                                              F ertigblockhaus mi* kleinen eigenen W o h n u n ­
nicht, o b ich einen neuen Paß be ko m m e o d e r                                                 und viele Jahre ging auch alles gut. Aber nun                     gen fü r berufstätige Frauen erstellt werden. Die
auch in Z u ku n ft w e ite r m einen a lte n Ausw eis                                                                                                               daran interessierten Frauen w erden zu einer
b e h a lte . Ich m em e nur, w enn sich a u f d e r                                               sehe ich, d a ß m ein M ann zw a r b ra v seine A r ­             gem einnützigen Baugenossenschaft zusammen­
ganzen W e lt a lle Menschen zusammenschlie­                                                                                                                         g e faß t; Spenden und „Bauste ne" so'len die
ßen, die gegen den Krieg sind, dann müßte                                                          be it tut, a b e r ihm fe h lt doch die H ärte und                M itte l fü r die erste G ründung beschaffen. Die
man doch verh in d e rn können, da ß es ie w ie d e r                                                                                                                Finanzierung größ erer Projekte w ird eine ö ffe n t­
einen g ib t. M e in e b e id e n Brüder sind im K rieg                                            Entschlossenheit fü r das heutige Leben. Stun­
g e fa lle n , w ir sind Flüchtlinge aus O berschle­                                                                                                                 liche Bausparkasse übernehmen. Kein g roß er
sien. W ir haben uns je tz t w ie d e r eine kle in e                                              denlang sitzt er verträ u m t hinter seiner G eige,               bürokratischer A p p a ra t soll G e ld e r nutz'os ver­
Existenz a u fg e b a u t, und ich m öchte nicht, da ß                                                                                                               tun. So w ill man hier ein sichtbares Beispiel
w ir sie ve rlie re n . Das ist d e r G ru n d , w e sh a lb                                       sieht Kupferstiche an. A ndere M änner schlep­                    schaffen, w ie man solche Pläne m it dem nüch­
ich W e ltb ü rg e rin g e w o rd e n bin. Und ich                                                                                                                   ternen und praktischen Verstand der Frau an ­
wünschte nur, d a ß es in a lle n ä n d e rn Ländern                                               pen in dieser Z e it Lebensm ittel, H o lz und K oh­              fassen kann und muß.
vie le auch w ü rd e n . Je tzt m öchle ich m eine                                                                                                                   M it dem g le ichen P roblem b e fa ß t sich ne u er­
s ie b e n jä h rig e Tochter a n m elden. Ich habe in                                             len, ro d e n Stubben, tun e tw a s! Ist das nu1" d ie            dings auch der „B e rlin er Frauenbund 1947". er
d e r Z eitung gelesen, d a ß eine junge M u tte r sich                                                                                                              hat d en G e d a n k e n , in a lle n S ta d tte i'e n Berlins
m it ihrem Säugling angem eldet hat. M ein M ann                                                   Rückwirkung aus den Jahren hinterm Stachel­                       le e rste h e n d e V ille n zu m ieten, in denen fü n f
w ill es nicht. Er sagt, unsere Tochter so llte aus                                                                                                                  oder mehr Frauen gemeinsam wohnen können.
der Politik herausgehalfen w erden.                                                                d ra h t? W a r ich selbst frü h e r w e eher? O d e r muß        N eben einem W ohn- und Schlcfraum für jede
                                                                                                                                                                     Bewohnerin sind gemeinsam e Aufenthaltsräum e,
                                                                         K. M ., Frankfurt a. M .  ein M ann nicht immer unbedingt ein „h a rte r                    v ie lle ich t auch ein gem einsam er Speiseraum ,
                                                                                                                                                                     Kochgelegenheiten und ein Bad vorgesehen.
Die H erausgeberin antwortet:                                                                      M an n " sein?  A . Z . , Berlin                                  D er Preis fü r ein Leerzim m er w ird durch sch n itt­
                                                                                                                                                                     lich 45 D M m on a tlich b e tra g e n , bei m ö b lie rte n
D e r A u sg a n g sp un kt Ihres W unsches, sich der                                              W iesleH eichm lrm eineS ekrefärinvor?                            Zimm ern entsprechend mehr. Die Kosten für
W e ltb ü rg e rb e w e g u n g anzuschließen, ist z w e i­                                                                                                          Reinigung, Strom und Gas w erden für jede
fe llo s die Erkenntnis, daß die A u fg lie d e ru n g                                             W ie b in ich e rfre u t, zu diesem Thema e tw as                 M ieterin extra berechnet oder können pauschal
der M enschheit m Einzelstaaten, die naturgem äß                                                   sagen zu d ü rfe n . Ich b in näm lich ein w e ib ­               bezahlt werden, wenn Wünsche und Verbrauch
m iteinander w irtschaftlich und politisch riv a li­                                               licher Chef. Und das w ird sofort zu der Frage                    einigerm aßen gleichlautend sind. Dieses scheint
sieren müssen, im mer und besonders in unse­                                                       führen, ob überhaupt eine Frau über eine Frau                     uns eine b ra u c h b a re Ü b e rg a n g slö su n g zu sein,
ren Tagen mehr Leid als G lück fü r den Einzel­                                                    etwas Zutreffendes und Gerechtes aussagen                         so la n g e eine g ro ß z ü g ig e B auplanung, w ie sie
menschen g e b ra ch t h a t; ist w o h l im tie fste n                                            kann, oder ob nicht vielm ehr zwischen zwei                       etw a unser Vorschlag „Frauenstadt — Frauen­
G runde eine berechtigte Sehnsucht nach Selbst­                                                    Frauen, besonders im Beruf, im m e r ein gewisses                 staat" anstrebte, aus M aterialm angel,* Bau-
bestim m ung des Individuum s, nach persönlicher                                                   M ißtrauen bestehen muß.                                          schw ierigkeiien und w egen der zu hohen Kosten
Freiheit bis zur letzten Konsequenz, nach Frie­                                                    Je d e n fa lls b in ich m it m einen verschiedenen               noch nicht ve rw irklich t w erden kann.
den fü r Sie selbst und d ie W e lt. Aus eigenen                                                   Sekretärinnen im mer besonders gut ausgekom ­
E rfa h ru n g e n und W ünschen heraus w e h re n Sie                                             men. Trotz so manches schnell hingestolterfen                     MOSAIK
sich gegen d ie althe rg e b ra ch te n Formen der                                                 Diktats oder anderer Angew ohnheiten, die fü r
O rg a n isa tio n menschlichen Zusammenlebens,                                                    eine S ekretärin w enig beglückend sein dü rfte n .               DAS W E L T B I L D D ER FRAU
und Sie g la u b e n , das A llh e ilm itte l d a rin zu fin ­                                     Keine von ihnen h a t es mich a b e r m erken las­
de n , d a ß Sie sich — e in e r neuen O rg a n is a tio n                                         sen, wenn ihnen solche lästig w aren. W ä hrend                                               erscheint m onatlich
e in g lie d e rn .                                                                                ich ihre kle in e n U n e b e nh e ite n zu verstehet v e r­
Z ug le ich a b e r fü h le n Sie den W id e rsp ru ch , d e r                                     suchte, w e il auch m ir m itunter zwischen der                   AUS  DEM     INHALT
in diesem G e d ankengang steckt. Sie fühlen,                                                      A rb e it e in fä llt, w as ich zum A b e n d b ro t a u f den
d a ß es ein menschliches Zusam m enleben g a n z                                                  Tisch za u b e rn kann, und w e il auch ich selbst                    D e u tsch -fra n zö sisch e G espräche
o|jine O rg a n isa tio n nicht geben kann, w eil dies                                             mich nicht an jedem Tag physisch den verschie­                                W o sm d die G re n z e n ?
(denn Sie kennen den Menschen m it a ll seinen                                                     denen Anforderungen g ’eichm äßig gewachsen
Schwächen) unw eigerlich Kam pf a lle r gegen                                                      fühle. Sie a b e r lächelten g e ra d e dann, wenn                         D ie T u rm radle r d er L ite ra tur
a lle, also Anarchie, bedeuten müßte. Kann aber                                                    ich selbst a b g e h e tz t und nervös w a r und tru ­                         P arlez moi d ’am our . , .
— und hier steckt w ohl der Kernpunkt Ihrer                                                        gen dieses nicht ein m a l nach.- Sie h a tten Z e it
Frage — eine O rganisation, die aus p rivate r                                                     zu den unmöglichsten Zeiten und ließen m it­                      D er M ^ n n ist im m e r n och d e r S tärkere
und sehr z u fä llig e r In itia tive entspringt, sö a lt­                                         unter T heaterkarten v e rfa lle n . Sie dachten an                      D ie Seele vom B u tte rg e schä ft
hergebrachte und im G runde auch bew ährte                                                         alles, wußten auch alles, manches sogar viel                                      W ir richten uns em
Formen sprengen w ie die aus Völkern und                                                           besser, zum al w enn es um eine d e lik a te A b sa g e                    B e n eh m e n Sie sich ric h tig ?
Völkergem einschaft entstandenen Staaten m it                                                      g ing. Sie in fo rm ie rte n ohne zu klatschen, sahen                     In d e r K ü rz e lie g t d ie W ü rz e
ihren Regierungen, V erw altungen und m it ihrem                                                   vor der Konferenz die abw ärtszitternde Masche                                         S chnittm uster
m ehr oder w eniger dem okratischen M itbestim ­                                                   im S tru m p f o d e r den fe h le n d e n V o rg a n g im
mungsrecht der Staatsbürger am gemeinsamen                                                         A kte n d e cke l. Sie w a re n d e r Id e a lty p d e r Frau          Kom m liebe r M ai und m nehe ...
Geschick? Diese Frage stellen heißt sie ve r­                                                      im Beruf, a lso m ein besseres Ich. So sehe ich                                  Die g e lie bten K le id e r
neinen. Im G e g e n te il, je en g er je d e r e in ze ln e                                       in ihnen m einen d o p p e lte n Schild, indem sie
sich in sein S ta a tsg e füg e e in g lie d e rt und sich                                         mich gegen das von außen a u f mich Eindrin­                                   Im p ro visa tio n en im M ai
fü r a lle Entscheidungen, die in ihm fa lle n , m it­                                             ge n de abschirm en, zugleich a b e r, wenn es e in ­                      Ein sch ö n e s Paar, E rzä h lu n g
ve rantw ortlich fü h lt, desto eher kann eine neu­                                                m al nicht ganz so ist, durch ihr V e rh a lten vo r
geordnete W e lt, eine neue W e lto rd n u n g , e r­                                              der Außenw elt wettm achen, was eventuell von
wachsen. W e n n es Ihnen g e lin g t, durch Ihr p e r­                                            d e r C hefin ve rsä u m t w o rd e n ist.
sönliches V erhalten und Beispiel Ihrer Fam ilie,
Ihren N achbarn, Ihrer G em einde, Ihren M it­                                                     H eim e für berufstätige Frauen                                             *
b ü rg e rn zu b ew eisen, d a ß Sie m it jedem in
F rieden zu leben g e w illt sind, da n n tra g e n Sie                                            „17.30. D ie Tür meines Büros fä llt zu. Nach                                                 T ite lb ild
auch dazu bei, daß unsere N achbarstaaten                                                          diesem » K lapp« g in g ich frü h e r »heim«. S tille                   Forbzelchnung von Ursel W achsm ulh-KieSilng
w ie d e r V e rtra u e n zu uns ge w in n e n. Das ist                                            em p fin g mich. Ich b e g e g n e te m e i n e r O r d ­
d e r erste, das ist d e r entscheidende Schritt zum                                               nung, keine M inute w a r mit ärgerlichem Suchen                                                                  *
W e ltfrie d e n , den jeder einzelne tun kann. Das                                                zu v e rg e u d e n . H eute kann ich g a r nicht m ehr
ü b e rw in d e t auch ein gewisses und zw e ife llo s                                             »heim« gehen, w e n n ich 17.30 d ie B ü ro türe                                    M o d e z e ic h n u n g e n
nicht ganz unberechtigtes M ißtrauen des Aus­                                                      hinter m ir zug e kla pp t habe. Lärm em pfängt                            von M a rlice Hinz, Josephine, Ruth D oering
landes einer W e ltb ü rg e rb ew eg u n g gegenüber,                                              mich und G e k e ife . Eine fü n fk ö p fig e F am ilie te ilt
d ie vo n D eutschland aus in d ie W e g e g e le ite t                                            sich m it m ir d ie W o h n u n g . N ich ts fin d e ich                                                     *
o d e r in D eutschland m it besonderem Eifer g e ­                                                m ehr an seinem Platz. Das Streiten der Ehe­                                            J M u s tra tio n e n
fö rd e rt w ird : ein G e fü h l, daß man bei uns diese                                           leute, das G ezänk m it den Kindern, deren Bal­                   von Elfriede Perlewitz, M io Lederer, Ursel W achsm uth-
A k tio n nur b e tre ib t, um lästige Bindungen oder                                              gereien, Blitz, Donner und Hagelschlag als                                                  Kießling, Scholz-Peters
                                                                                                   M itte l d e r K indererziehung: das sind meine
                                                                                                   ruhevollen A b e n d e ... daheim. Und nun frage                  H e rau s g e b er: A nnedore Leber. — M it Zulassung
                                                                                                   ich: Seit d re ie in h a lb Jahren schweigen d ie W a f­          N r . 132 d e r Britischen M ilitä rre g ie ru n g . — R edak­
                                                                                                   fen. W ir haben nun w ied e r gutes G eld. W ann                  tion u. V e rla g : B erlin -G ru n ew a ld , Bism arckplatz,
                                                                                                   endlich w erden w ir b e g in ne n / zielbew uß t und             Tel. 9 77 92 1 . S atz- und B ildherstellung A rno Scholz
                                                                                                   großzügig W ohnungen zu bauen? W ohnungen.                        Druck G . m. b. H . A n ze ig en a n n a h m e und V e rtrie b :
                                                                                                   W ohnungen. W o h n u n g e n ! W ird es uns nicht                iv/ag. In te rn atio n ale W erb e - u. A nzeigengesell­
                                                                                                   b ald däm m ern, daß nichts w ich tig e r ist, als dem            schaft m. b. H ., B erlin -G ru n ew a ld , Bism arckplatz,
                                                                                                   V o lk das bißchen N e rve n k ra ft, das ihm de r                T e le fo n 97 53 12, W e s ts te lle : F ra n kfu rt a. M .,
                                                                                                   Krieg gelassen hat, zu e rh a lte n ? "                           Eysseneckstr. 31. P o stab o n n em e n tfü r W estd eu tsclilan d
                                                                                                   Diesen N otschrei einer A ngestellten v e rö ffe n t­             v ie rte ljä h rlich 3,— D M zuzüglich Postzustellgebühr
                                                                                                   licht A nna H aag in der ersten N um m er der
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