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sie u n b ekü m m ert um d ie o ft verständnislosen                                                                                   iliiiliÄ                                                                     .......
Anforderungen der äußeren W e lt zu hegen —
als ersten und letzten, als unveräußerlichen                                                                                                    M
W e rt, d e r im S elbstbew ußtsein G e s ta lt gew ann                                                                                       I» .
und in diesem verlöscht.
                                                                  tsjSKv ■<..\v.v.,vy -v-.vwftv.w ^ y.                                — - .......................................................................                  t•r
W enn von der H eim at d ie Rede ist, m ögen
auch dem Besten und Reifsten g elegentlich un­                    Die Bewohner eines Landes, das so auf der Grenzscheide zwischen zwei V ölkern 'ie g t ^ e das G e ^
w illkürlich die Augen feucht werden. W e r aber
bei der Erwähnung des W ortes „V a te rla n d “                   - unser B ild z e ig t einen Blick a u f d ie S tadt S a a rb u rg - müssen ,n d e r A u sdeutung des B^ r ' ^                                   ^ ß .^ h
in Ekstase g e rä t, o ffe n b a rt d a m it, d a ß irg en d      schwankend w e rd e n ; d e r B e griff „H e im a t" ab e r ist ihnen f ü r d a s L a n d , m d e m sie ih r Leben ve rb rin g e n , un ve ra u tJ-riic    ...
etw as m it ihm psychologisch nicht in O rd n u n g
ist. Logisch und b e g rifflic h b e tra ch te t g e h ö rt          nicht m inde r w ie den Bewohnern der H afenstadt Triest a u f der Grenzscheide zwischen Ita lie n und Jugoslaw ien, denen
das V a te rla nd — man beachte w o h l, w ie schon
der rätselhafte G lanz des W ortes geeignet                       -                                     cinör- Freien Q tnrlf" n u r  n n * itic r h p K n m n r n m i f t n n H p r V n t p r l n ndsfm n e bsdeutGn kann, . . .
ist, die ruhige und vern ü n ftig e Ü berlegung aus­
zuschalten — durchaus in die gleiche K a tegorie                  . . und nicht m inde r dorn Emsland, fü r das ein unerw arreter und auch w ohl kaum ^ w ü n s c h f e r Wechsel der Landes-
w ie etw a die Steuerbehörde oder das W o h ­                     u g e h ö rig k e it, d e r in diesen Tage d e k re tie rt w u rd e , ein entscheidungsvo lle s N achkriegsschicksal o e a e u ie i-------
n u ngsam t: ke in e sfalls ist es, w ie d ie H e im a t,
ein W e r t an sich, sondern es e m p fä n g t seinen                . w ä h re n d , um n u r a u f ein p a a r Beispiele aus den unzä h lig e n e in e r W e n d e z e it w ie ^ r .J ' l sr' f!6 uh ' d ^ m it ' ^ b fin d e n
W e rt lediglich von dem, was die Menschen
daraus machen.                                                       rn tn e rla n d - unser Bild z e ig t einen Blick a u f das Schloß H o c h o s te rw itz - u ^ en ^ ^ h e e d enr'w i r d .
                                                                     issen, daß ih re E in o rd n u n g in den österreichischen o d e r |ugoslaw ischen S taatsverband am grünen lisc
H erköm m licherw eise ist das V a te rla nd m it einem
geschlossenen Staatsverband wesensgleich, der
nach außen S o u ve rän itä tsre chte , im Inneren das
Recht zu einer umfassenden und fü r a lle Staats­
b ürger verbindlichen G esetzgebung besitzt.
D am it ist nicht gesagt, daß d e r B egriff „V a te r­
la n d " m it dieser trockenen juristischen D efi­
n itio n e rsch ö p ft ist. W o h l kann auch d e r N a m e
„ V a te rla n d " e inm al einen m etaphysischen Sinn
und eine irra tio n a le Tiefe bekom m en: immer
da n n, w e n n das V o lk , das es um schließt, im
Zeichen massiver äußerer Bedrohung, sym­
bolisch die Stelle d er gefährdeten Menschheit
ü b e rh a u p t ein n im m t, w enn es v o rb e h a ltlo s fü r
die Reinheit des M enschenbildes und fü r die
e w ig e und u n ve rä u ß e rlich e F re ih e it in d ie
Schranken tritt. So durften die Griechen bei
M a ra th o n und Salamis m it Recht V a te rla nd s­
enthusiasten sein, d ie Römer, als H annibal v o r
den Toren stand, die Schweizer U rkantone,
als sie sich ge g en d ie kaise rlich en V ö g te a u f­
lehnten, die A m e rikan e r, als sie um d e r M en­
schenrechte w ille n ihren U nabhängigkeitskrieg
p ro k la m ie rte n , d ie Franzosen, als sie nach Aus­
 bruch ihrer größ ten Revolution dem feudalen
 E uropa T ro tz b o te n , d ie Deutschen, als sie
 N a p o le o n verjagten, schließlich d ie bedrohten
 N a tio n e n W e s te u ro p a s insgesam t, als sie im
 letzten Krieg ihre freiheitlichen Traditionen und
 ihre a u f den G ru n d la g e n des Rechts a u fg e b a u ­
ten Staaten gegen die Hitlersche Aggression
 verteidigten. A b e r gerade d e r. Stolz a u f das
 V aterland d a rf niemals blind, er muß immer
 sehend sein: nur dann w ird ihn d er Schimmer
 geschichtlichen Rechts um geben, w enn d ie in
 e iner Entscheidungssituation begriffenen und
 v e rte id ig te n a llg e m e in m enschlichen W e rte im
 V o lke lebendig bleiben.

 D a ke in S ta a t v o llk o m m e n ist, sondern je d e r
 in besonderem M aß e den G esetzen mensch­
 licher Fehlbarkeit unterliegt, b le ib t auch der
 S tolz a u f das V aterland im mer problem atisch.
 Doch m ögen ihn sich im m e rh in d ie N a tio n e n
 bewahren, deren V ölker auch gegenüber den
 eigenen Regierungen Em pfindlichkeit und Un­
 a b h ä n g ig ke it genug bekundet haben, um irg en d ­
 w a n n ein m a l in ihrem N a m en begangenes U n­
 recht nicht nur nicht in ihren Geschichtsbüchern
 zu v e re w ig e n , sondern es auch stets durch eine
 zw eite, bessere Tat zu ko rrigieren. Menschen
 und V ö lk e r können und w e rd e n im einzelnen
 stets irren und verletzen, a b e r sie dü rfe n nicht
 ständig und unbelehrbar die Bahnen des Bösen
 w a n d e ln : Besser das kleinste und w inzigste
 V a te rla n d , in dem fre ie M enschen u nter g le i­
 chem Recht leben, als das g rö ß te , das zur Be­
 festigung seiner staatlichen und gesellschaft­
  lichen Prinzipien d er K onzentrationslager, Fol­
  terstätten und G askam m ern b edarf. W o diese
  beginnen, sind Freiheit und Menschenrechte be­
  grenzt, und dam it liegen auch d o rt künftig w ie
  im mer die G renzen des w ahren Vaterlandes.
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