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W ie w ünsche ich m ir m ein e
        S E K R E T Ä R IN ...

Ich ste lle m ir das so v o r:                                                           tun. W o w ir doch K riegskam eraden sind und

Ich ko m m e ins Büro. Sehr spät. Zu Hause A u s­                                        uns ein Jahr nicht gesehen h a ben! N a , macht
einandersetzung mit Ehetrau gehabt, die sagte:
„W e n n du immer nur fachsim peln und nicht a u t                                       nichts! Bis zum nächsten M a le ."
frauliche Interessen eingehen kannst, hättest du                                         „ H im m e ld o n n e rw e tte r!" fluche ich. M e in e S ekre­
d e in e S e k re tä rin h e ira te n s o lle n ." Bin also
schlecht g e la u n t und durchaus g e w illt, m einen                                   tä rin steht schon da. Sie hat Zähne, die jed e r
Ä rg e r an |em andem auszulassen. „M o rg e n ,
bru m m e ich. „G u te n M o rg e n ", a n tw o rte t m eine                             Z ahnpastareklam e Ehre antun w ürden. D am it
S e kre tärin g u tge la u n t. Sie hat leuchtend rote
Lippen, seidig schimmerndes H aar, strahlende                                            b e iß t sie sich a u f d ie Lippen. D ie Farbe geht
A u gen, der w e ite Rock schw ingt a nm utig, die                                       ab. Die Lippen sind blaß. „J a ", sagt sie, „ich
acht Z entim eter hohen Absätze klappern. Das
G a n z e ist w ie e ih Bild aus einem Pariser M ode-                                    b ra u ch te e ine Stunde, bis ich heraus h a tte , was
jo u rn a l, „ V o g u e " e tw a . Sie s a g t:
                                                                                         Ihr K rie g ska m e ra d w o llte . Er w o llte h u n de rt
„M a y e r rie t an. Sie wissen, Hans M a y e r, der
 immer eine Stunde redet, und wenn man a u f­                                            M a rk leihen. Ich g a b ihm fü n f. Ist Ihr A rtik e l
 hängt, w e iß man im mer noch nicht, was er
 w o llte . Ich ha b e ihm g e sa gt, Sie h ä tte n m ir                                 fe rtig ? "                                                                 Sekretärin eines Chefredakteurs
 gestern g e sa g t, Sie w ü rd e n heute m it e in e r                                  „ J a " , sage ich beschäm t. Sie g eht. D ie acht
 Rakete nach dem ßAond flie g e n und w ü ß te n
 noch nicht, w a n n Sie z u rü ckko m m e n ."                                          Z e n tim e te r hohen A b sä tze k la p p e rn z o rn ig . Ich             Ach, ich w ünschte m ir ein e n C h et, der . . .        ' y^nd^höf-
 „ G u t" sage ich, schon w e n ig e r ä rg e rlic h . „Sonst
                                                                                         h in te rh e r. „T u t m ir le id " , sage ich. Sie le g t den              im m er guter Laune (auch wenn er A rg e r hat )
 was? Post?"
                                                                                         L ip p e n s tift fo rt. Lächelt. „M ä n n e r müssen so                    lieh w ä re . Er bra u c h te nicht schön w ie ei        trpund-
 „M a c h e n w ir sp ä ter. Erst müssen Sie den
 B ettm a-von-A rnim -A rtikel fü r das Frauenblatt                                      se in ", e rk lä rt sie. „U n d S e k re tä rin n e n müssen                sein, aber nett. Ja, das könnte er sein. ^ ir! ^ t iir u ej n
 schreiben. Er soll le ich tve rstä n d lich sein. Ich                                   sich v e rh a lte n w ie v o rs ic h tig e R a u b tie rd o m p ­
 habe mich in die G e d an ke n g ä n g e einer schwer                                                                                                               liehe, auch e in m a l p e rs ö n lich e W o rte , 9 e l®9 , em
 verstehenden Frau hineingedacht und das M a te ­
  ria l zusam m engestellt. S tarker K affee ist fe rtig .                                                                                                           g ro ß zü g ig e re s H inw egsehen über kle ine Feh.er

  Z ig a re tte n sind d a ."                                                            te u re : m al Zucker, m al Peitsche. H ie r die Post.                      gutgem einter H inw eis d a ra u f, o ia, ^ A r b e i t machte

  „ A b e r " , m urm e le ich v e rz w e ife lt, „ic h b in nicht                       In unserer S pesenaufstellung sind g u t g e tarn te                        d o p p e lt soviel Freude. U n d e ig e n tlic h kc! n A h u e
 in S tim m ung, ich m öchte erst g e rn e d ie Z e i­                                                                                                               auch m ehr in d ie D in g e e in w e ih e n , d ie seine . ^ m p inp
  tu n g e n ..." Sie geht hinaus, m acht d ie Tür zu,                                   Posten, die die A rm banduhr decken sollen, die                             tre ffe n . D ann b ra u c h te ich m ir keine V o rw u rfe ü.ber
  d re h t den Schlüssel vo n außen herum , ich nehm e
  das M a te ria l. Nach einer W e ile geht das Tele­                                    Sie Ih re r Frau schenken m ußten, als sie die                              „U n w is s e n h e it“ m achen zu lassen und konn te i
  fo n . Ich m elde mich. „M e n sch e n skin d ", sagt
  jem and, „d u hast aber einen reizenden Drachen                                        Sache m it dem Seitensprung aufdeckte . . . und                             friedenstellende Auskünfte geben.
  als S e k re tä rin . Fast eine Stunde habe ich in
 deinem V orzim m er gew artet. M ir so was anzu­                                        hier b itte t eine Redaktion um Äußerung zu der

                                                                                         F ra g e : W ie wünsche ich m ir m eine S e k re tä rin ? "

                                                                                         „ O h " , sage ich und b e tra ch te m eine S e kre tä rin ,

                                                                                         die aussieht w ie ein M annquin aus einem

                                                                                         M od e jo u rn a l, ein G edächtnis hat w ie eine
                                                                                         H ollerithm aschine und mich be h an d e lt w ie ein
                                                                                         Irre n a rzt seinen Patienten, „d a s ist einfach.

                                                                                         Schreiben Sie b itte : A n fü h ru n g N ich t hübsch
                                                                                         Komma m öglichst Stupsnäschen Kom ma Som m er­

                                                                                         sprossen Kom ma etw as schiefe Schneidezähne
                                                                                         Kom ma ein bißchen X-Beine Kom ma klein w enig

                                                                                         tolpatschig w ie ein acht Tage a lte r Dackel Punkt
                                                                                         M a n g e lh a fte s G e d äch tn is o ffe n b a rt sich je w e ils

                                                                                         durch tie fe S orgenfalten auf der Stirn Punkt

                                                                                         Unwissend aber w iß b eg ie rig w ie ein fünf Jahre

                                                                                         altes Kind Punkt S o fo rtig e r Tod durch H erz­
                                                                                         schlag bei einem lauten W o rt des Chefs Punkt

                                                                                         A bführung Aus."  H- H- B

• •• u n d w ie w ü n sch e ie li m ir                                                                                                                               Sekretärin eines Rundfunkautors
          m ein en CHEF ?
                                                                                                                                                                     Eine heikle Frage — h o ffe n tlich liest er s t]ich,! ughen*

                                                                                                                                                                     muß er gerecht sein, d a rf niem als schlechte Laune             .

                                                                                                                                                                     Z w e ite n s p ü n k tlic h m uß er sein, d a m it ich pun kt ^ | ier
                                                                                                                                                                     kann. D rittens ausgeschlafen n atürlich auch und

                                                                                                                                                                     E infälle, da m it d ie A rb e it Spaß macht. Viertens . • ■

                                                                                                                                                                     vor allem muß er ein M ann sein!                              .

                                                                                                                                                                     Aber a ll das steht ja bei m ir g a r nicht zur Debat ,

                                                                                                                                                                     m ein C h ef ist — e in e C h efin.

                              Sekretärin eines Anwalts                                                            Sekretärin eines Filmverleihers                    Sekretärin eines Industriedirektors

Ich wünsche m ir m eine n C h e f im m e r trisch und frö h lic h ,                      Er s o llte m ö g lic h s t v ie l Ruhe a u s s tra h le n und seine A n ­  So w ie er ist. Ich m uß n ä m lich sa9 el\'. i ° ^ r h ef habe
nie launisch und ungerecht. Auch bei ü b e rv o lle r Sprech­                            w eisungen und W ünsche k la r fo rm u lie re n — sie können                K le in ig k e ite n abg esehen — ein e n v o r b lld ! ' ]]■ hat er m j r
stunde und la ngatm igster In to rm a tio n se rte iiu n g durch die                     ru h ig einm al scharf sein, wenn dies e rfo rd e rlich scheint — ,         Er ist zw a r nicht m ehr der Jüngste d a fü r hat^ e r^ m ir
K lie n te n m üßte er ru h ig und a u s g e g lic h e n sein. Er d a r f mich           a b e r in Ruhe g e fo rd e rt, e rzie le n sie grö ß e re Bereitschaft,
nicht hetzen. Ein blßcüen N achsicht s o llte er haben, wenn                             als wenn dies m it erheblichem Stim m aufw and und Tempe                    gegenüber etwas ausgesprochen Väterliches,
eine Sache etwas lä n g e r als üblich dau ert oder gar da­                              ra m e n t gesch ieht. Er s o llte nach M ö g lic h k e it in seiner        ohn e C h e fa llü re n . Er lä ß t auch m al m eine, M e i n u n g ^
nebengerät. Keine M o n ie ru n g e n in G e g e n w a rt d e r M a n ­                  S e kretärin seine engste M ita rb e ite rin sehen und in ih r
danten. Bei der im A n w a lts b ü ro a n fa lle n d e n im m er vie le n                auch den Menschen und A rbeitskam eraden, deren Kraft                       ten. e rk lä rt m ir vieles, was m ir " bo,im .          ' A ußerdem
^-fb e it w ä re es schön, e in m a l e in fre u n d lic h e s W o rt zu                 v ie lle icht auch einm al erlahm t, wenn der Tag zu turb ulen t            k le inlee technische B rie fe a lle in abfassen k          k t|- h ist
hören oder eine kleine Anerkennung. Teilnahm e auch an                                   v e rlie f; er sollte nicht vergessen, daß dieser Mensch keine
P ersön lich en N ö te n wünschte ich m ir noch. M e in C h ef soll                      M aschin e is t; e r s o llte so sein, d a ß er d e r V a te r des g a n ­  hat er die angenehm e Eigenschaft, daß              P u esoncj „ ls
w issen, daß seine S e kretärin nicht mechanisch ih re A rb e it                         zen Unternehmens ist: streng und gerecht, abe r auch v o l­
^errich tet, sondern m it Interesse und Eifer im wahrsten                                ler Verständnis fü r d ie Sorgen seiner M ita rb e ite r. A lle in          Und noch ein e n g an z g ro ß e n V o rzug dRe"                 aCs
Sinne des W ortes seine M ita rb e ite rin ist.                                          a u f den C h e f k om m t es a n , o b d e r B eruf w irk lic h Lebens­
A u fn a h m e n : Leo n a rd , B a n k h a rd t, B ildst. T e le g ra f, p riv a t (2)  in h a lt ist o d e r nur als notw endiges Übel angesehen w ird .           an ihm schätze: er d ik tie rt 50 , fl.ie^® „r h ;n sch w ie ria e

                                                                                                                                                                     gesprochen technische, v ie ls e itig e und imm          . f werden

                                                                                                                                                                     Post, d a ß d ie M a p p e im N u Teer ist.

                                                                                                                                                                     nie b ei ihm um geschrie ben — da m acht d l®.                      et2

                                                                                                                                                                     W enn e r m anchm al etw as m ehr C o u ra g e s®m . ,

                                                                                                                                                                     ten D ienststelle geg enüber hätte, w ä re er d e r id e a le Chet
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