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UMSCHULUNGS-

I

    A l s B e i s p i e l , wi e man eine Um schulungsstätte m it verhältnism ä ß ig geringem A u f­                            M a n nehm e: ein leerstehendes o der teilbeschädiqte s, a u sb a u fä h ig e s TiauS
    w a nd herrich ie n kann, nahm en w ir eine V illa im B e rliner W esten, w a h llo s heraus-                               (d a v o n g ib t es b e s tim m t in a lle n S tä d te n T te u ls d h la n d s e in ig e ), d a z u ein e Idee,
    g e g rifte n , in v e rh ä ltn is m ä ß ig gutem Bauzustand. Sie könnte zu e in e r Schuster- und e iner                   vie l In itia tiv e , M u t u nd guten 'W ille n und n a tü rlic h Q eld (w oher, das m uß
    S c h n e id e rw e rk s ta tt so e in g e ric h te t w e rd e n , w ie es unsere S c h a u b ild e r ze ig e n , und böte  m an nodh sehen), u nd dann kom m t folgender Plan heraus:
    d a n n nach n u r w e n ig e n U m b a u te n etw a 34 Schneider- und 30 S ch uhm acher-Lehrplätze.                        B as M aus w ird m it den sparsam sten M itte ln u nd led ig lich nadh der n o t­
                                                                                                                                w endigsten Z w e c k m ä ß ig k e it in eine Ilm s c h u lu n g s s tä tte fü r h a u e n ve rw a n d e lt.
7                                                                                                                               W ir w o lle n bescheiden a nfa n g e n u n d uns erst a u f zw ei W e rk s tä tte n be­
                                                                                                                                schränken, eine S chneider- u nd eine S C Im hm aC her-W erkstatt. T ü r \ede w erden
  ß edem Menschen sollte die M öglichkeit ge-                                                                                   d ie entsprechenden R äum e e in g e rich te t, w ird ein M e is te r e ng a g ie rt, der je nach
                                                                                                                                d en v o rh a n d e n e n R ä u m lic h k e ite n bis z u 50 L e h r lin g e u n d fü r w ie d e ru m je
w - 7 geben werden, einen seiner Neigung, Eig­                                                                                  ze hn L e h rlin g e einen g ese llen haben d a rf. D ie L e h rlin g e sind T rauen , alte,
                                                                                                                                jun g e , die plötzliC h einen B e ru f e rg re ife n u n d in k ü rze ste r Z e it m it einer
   nung und seinem Können entsprechenden Beruf                                                                                  re ellen A u s b ild u n g fe r tig sein müssen. Diese M ö g lic h k e it w ä re ihn e n h ie rm it
  zu erlernen. Zur Lösung dieser A ufgabe müssen                                                                                gegeben. (E inze lh eite n folgen im nachstehenden A rtike l').
   neben der allgem einen handwerklichen und                                                                                    D as Q anze ist — w ie gesagt — v o rlä u fig erst ein P la n , ein V orschlag. W ir
  industriellen Ausbildung vorbildliche Lehr- und
  Ausbildungsstätten durch Privatinitiative errich­
  tet werden. Die besten Praktiker und Berufs-
  päoagogen können hier ihre modernen Aus­
  bildungsmethoden zur Anwendung bringen.
  Für Jugendliche kommt eine d re ijä h rig e Be­
  rufsausbildung in einem anerkannten Lehrberuf
  mit einer Abschlußprüfung in Frage. Ältere
  Menschen und ein begrenzter Teil A rbeits­
  behinderter, die aus einem überbesetzten, einem
  nicht mehr gefragten oder einem fü r sie aus
  physischen und psychischen Gründen nicht mehr
  geeigneten Beruf in einen anderen Beruf über-
  wechseln w ollen, iö n n e n sich einer verkürzten
  Lehrzeit „Umschulung'7 mit Abschlußprüfung
  unterziehen.

Durch die Umschulung in anerkannte M angel-
berufe, in denen mit Dauerbeschäftigung zu
rechnen ist, w ird vielen Menschen eine krisen­

feste Existenzgrundlage geschaffen. Insbeson­
dere alleinstehenden Frauen mit Kindern, die
bisher keinen Beruf erlernt hatten oder aus

einem aus Notstand heraus ergriffenen in einen
zusagenderen Beruf hinüberwechseln w ollen, ist
eine Umschulung im Interesse ihrer w irtschaft­
lichen Sicherheit und als eine Lebensaufgabe zu
empfehlen.

W ährend der Ausbildung werden die Umlerner

von der Abteilung fü r A rb e it beim M agistrat
von G roß-Berlin, die auch die Voraussetzungen
zum Eintritt in ein Umlernverhältnis bestimmt,
betreut.

Der Teilnehmer an einem Umschulungslehrgang          Im U n t e r g e s c h o ß erreicht man von einem kleinen T reppe nvorplatz aus einen ve r­
erhält vom ersten Tage an ein Umlernentgelt.         schlossenen Lag erke lle r zum A u fbew ahren von M a te ria l und W erkzeug. Die Tür gegenüber
Die Höhe lehnt sich an die geltenden ta rif­         fü h rt in den Speiseraum , der etwa einem D ritte l der Beschäftigten Platz bietet. Die Pausen
lichen Bestimmungen für ungelernte und an­           sind also z e itlich gesta ffe lt zu legen,- dan n kom m t man auch m it e in e r kle ineren Küchen­
gelernte A rb e ite r an.                            ausstattung aus. Vorn lie g t ein K indergarten und ein kle iner Sanitätsraum , der auch als

Für die Umschulung sind in der Regel Männer          A u fe n th a lt d e r K in d e rp fle g e rin gedacht ist. A u ß e rd e m : H e iz k e lle r, W a s c h -u n d T oilettenräum e
im A lte r von 20 bis 50 Jahren und Frauen im
A lte r von 20 bis 40 Jahren zugelassen.

M it dem Tage des Lehrgangsbeginnes ist der          eine achtwöchige G rundausbildung; nach w e i­                             licht nicht nur die Tätigkeit in der Maß- und
 Teilnehmer von jedem anderw eitigen A rbeits­       teren vier Monaten Betriebsausbildung folg t                               Modellschneiderei, sondern auch in der Kon­
einsatz befreit. Er kann während der ersten          eine Zwischenprüfung, und nach 18 Monaten                                  fektio n als Hand- und Maschinenarbeiterin.
vier W o ch e n ^je d e rze it ausscheiden. Der Um­  endet die Gesamtausbildung mit der Gesellen-                               Günstige Fortkommensmöglichkeiten als Zu­
lerner verpflichtet sich bei Verbleiben in der       bzw. Abschlußprüfung.                                                      schneider und M odekünstler bei besonderem
Ausbildung einen Umlernvertrag abzuschließen                                                                                    Geschick und modischem Geschmack.
und die Ausbildung zu beenden. Andernfalls           Die Ausbildung im besonderen richtet sich nach
sind die von der öffentlichen Hand aufgew en­        dem jew eiligen Berufsbild und ist unterschied­                            Dem vier Wochen dauernden Grundlehrgang
deten Kosten zurückzuzahlen. Ohne Vertrag            lich. Allen Umschulungslehrgängen gemeinsam                                mit anschließender Eignungsprüfung fo lg t die
wird der Umlerner zu keiner Prüfung zu­              ist die U nterteilung in eine praktische und eine                          Betriebsausbildung mit einer Zwischenprüfung
gelassen.                                            theoretische Ausbildung.                                                   nach sechs M onaten und der G esellenprüfung
                                                                                                                                nach insgesamt 18 M onaten Umlernerzeit.
Die Ausbildungsdauer be trä gt in der Regel          Aus den für Frauen vorgeschlagenen Um­
18 M onate bei einer Wochenstundenzahl von 48.       schulungsberufen werden folg en de zwei Be­                                Das Um lernerentgelt beträgt in diesem Beruf
Davon entfallen acht Stunden wöchentlich auf         rufe herausgegriffen:                                                      im 1. H albjahr 0,60 DM, im 2. und 3. H albjahr
den Besuch einer Fach- oder Berufsschule. Die        Die Ausbildung zur S c h n e i d e r i n erm ög­                           0,65 DM je Stunde.
Umschulung z e rfä llt in den meisten Fällen in
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