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Frau Else G ., Inhaberin eines K o lonialw arenladens                        DIE SEELE VOM                                Frau M a ria S., G ard ero b iere in einem Theater

Frau Else G . h a t zusam m en m it ih re m M a n n eine                 Buttergefchäft                                   Frau M a ria S. hat d ie Ruhe w eg. O hne das g in g e
K o lo n ia lw a re n h a n d lu n g . A b er wenn Frau G . mal                                                           es g a r nicht, denn h in te r den Kulissen g ib t es
n ich t im Laden ist, d an n w ill es nich t k la p p e n .                                                               manche hübsche A u fre g u n g . Sie muß d ie hoch­
Sie ist nun mal die Seele vom B utiergeschält.                                                                            schlagenden W e llen glätten und d0 5 . Larnpen-
Sie h ä lt O rd n u n g , v e rk a u ft, sie k le b t d ie M a rk e n ,                                                   fie b e r b e s ä n ftig e n und g e g e b e n e n fa lls e lllie lasse
sie b e rä t ih re Kunden, sie g ib t K re d it (wenn man                                                                 Kaffee b e re ith a lte n und die K le id e r ta d e llo s in
das auch nicht la u t sagen d a rf), sie h ilft da und                                                                    O rd n u n g b rin g e n und der, Reihe nach h in le g e n
d o rt, indem sie den und jenen m al schnell neben­                                                                       und die Brennschere parat halten und, und,
bei a b fe rtig t, sie b e ru h ig t die w a rtende n Schlan­                                                             und . . . Sie muß, kurz gesagt, a lle s können,
gen. Sie ist gew isserm aßen d e r M in is te r des                                                                       alles tun und dab ei im m er frö h lich und fre u n d ­
Innern, während ih r M ann mehr die äußeren A n­                                                                          lich und ru h ig sein, und außerdem noch u n lie b ­
ge legenh eiten übe rnim m t. Sie ha t eine gute                                                                          same S törenfriede in scharm anter W eise a " w irP'
P ortion „Seele* fü r a lle , und d ab ei stets H um or,                                                                  m ein. N ie m e rkt m an es Frau S. an, dalJ sie
o b w o h l sie v o n frü h bis spät im Laden steht                                                                       auch noch ganz nebenbei private Prob.eme zu
und w eiß, daß ihre Fam ilie dabei zu kurz kommt.                                                                         lösen und persönliche Sorgen zu be w ä ltig e n hat.

                                                                         •• y •: ••• !

Fraulein G erd a P., Kinderhortnerin in einem städtischen Kindergarten                                                    Fräulein Erika B., G e s c h ä fts fü h re rin e in e r K o h le n g ro ß h a n d lu n g

Ich w e rd e o ft g e fra g t, e rz ä h lt F rä u le in P., w a ru m ich m ich d e r anstre n g e n d e n und nicht       1941, so sagte sie, habe ich als K o n to ris tin a n g e fa n g e n , und da m ein C h e ^ ^ e r n e r

im m e r d a n k b a re n A r b e it w id m e , „ a n d re r Leuts K in d e r" zu e rz ie h e n . Erstens e in m a l,     anderen Branche kam und die K ohlen handlung nur vorubergehe                     . jst_ Durch

w e il ich K in d e r so gern m ag, d a ß ich m ich — s o la n g e ich keine e igenen habe — eben                         trie b , m ußte ich m ich in m ehr D inge h in e in a rb e ite n , als es s      p :a en en Sache zu
                                                                                                                          m eine S e lb s tä n d ig k e it bekam ich je doch fa s t das^ G e fü h l, in d     9^
m it „a n d r e r Leuts" K in d e rn um geben m öchte. Z w eitens w e il ich es als s in n v o ll ansehe
                                                                                                                          a rb e ite n . „W o v o n besteht e ig e n tlich Ih r Laden? das ist die F g , kann w o h |
und es als einen sehr p o s itiv e n F ra u e n b e ru f e m p fin d e , sich m it le b e n d ig e n D in g e n zu
                                                                                                                          häufig zu hören bekom m e. Ja — sie ist schwer zu bea n tw o rte n ,                      starkem
beschäftigen, besonders in e in e r Z e it, in der so vie le K inder ohne ein geordnetes Zu­
                                                                                                                          sagen, daß ich m ich neben m einen Fachkenntnissen im ^ o h le n b                        näm lich
hause sind. Ich sehe die K indererzieh ung als eine der w ichtigsten und keineswegs un­
                                                                                                                          M aße im J o n g lie re n , Lavieren und e in e r psychologischen ^ ^ nd eI'.^ e'1 , A eschäftes erst
d a n k b a re n A u fg a b e n a n , und es e r fü llt m ich gan z e in fa c h m it Freude, zu ih re r Lösung
                                                                                                                          des Vertröstens — a u sg e b ild e t habe. S elbstverständlich ist d er Sinn de           v e r50 ra e n
etwas b e itra g e n zu können. Ich möchte — w ie gesagt — selbst ein m a l K in d e r haben,
                                                                                                                          /o ll e rfü llt, wenn w ir im stande sind, die H aushalte m it genügend Koh
und so ist dieser Beruf eine gute V o rüb ung.                           Fotos: B a n k h a rd t, Ege (2), AP, A rc h iv
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