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Da ß uns F r a u e n d i e rec h tlic h e R e g e lu n g d e r     DER MAIVN                                                                    stimmt, d a ß der Ehemann die zum eingebrach-
           Beziehungen zwischen den Ehegatten wie                                                                                               ten G u t g e h ö r e n d e n S ach en in Besitz zu n e h ­
            auch zwischen d e r M utter und d e n Kin­                                                                                          m en b e re c h tig t ist. D a m it ste h t ihm a u c h d a s
          d e rn nicht g efällt, ist kein G eheim nis. Sie h a t                                                                                Besitzrecht an der M öbelaussteuer zu. Dieses
d en Frauen vor 50 Jahren auch schon nicht                                                                                                      Re ch t b l e i b t a u c h daxnn b e s t e h e n , w e n n d i e
gefallen. D aß wir deshalb eine Reform des                         IST IMMER NOCH                                                               Frau d as Recht hat, die häusliche G em ein ­
Bürgerlichen G e s e tz b u c h e s (BGB), d a s d ie                                                                                           schaft mit dem M anne a u fzu g eb en und von ihm
                                                                                                                                                g e t r e n n t zu le b e n . § 1361 BGB b e s c h r ä n k t d a s
G r u n d l a g e un se re s F am ilienrechts ist, f o rd e r n ,  DER STÄRKERE                                                                 B esitzrecht d e s M a n n e s in e in em solchen Fall
ist ein e Selbstverständlichkeit. D a ß ein e N e u ­                                                                                           nur insofern ein, als er der Frau bei berech­
gestaltung, die die Forderung nach der Gleich­                                                                                                  tigtem G etrenntleben die zur Führung eines
                                                                                                                                                eigenen Haushalts erforderlichen Sachen, also
b ere c h tig u n g d e r G e s c h lech ter in d e r Ehe e n d ­                                                                               im w esentlichen Bett, Tisch, Stuhl, Schrank und
                                                                                                                                                einige H aushaltsgegenstände, herausgeben muß.
lich verw irklichen soll, g e w is se S ch w ierig k eiten         A ls Beispiel vier Fälle, bei denen die Rechtslage nach                      Doch kann er auch diese zurückbehaltsn, soweit
h at, ist z u z u g e b e n , d o c h v e r m ö g e n w ir nicht                                                                                sie für ihn unentbehrlich sind. Die Frau kann
                                                                                                                                                erst nach Scheidung d er Ehe ihr eingebrachtes
e in z u s e h e n , w a r u m d i e B e se itig u n g d e r in u n ­ dem BGB unserem Gerechtigkeitsempfinden widerspricht                      G ut voll h erausverlangen, d a mit d e r Auf­
                                                                                                                                                lösung der Ehe die Nutzverwaltung endet. Viel­
serer gegenw ärtigen gesetzlichen Regelung                                                                                                      fach a b e r wird die Frau das G etrenntleben
                                                                                                                                                der Scheidung vorziehen, weil der Unterhalts-
liegenden Ungerechtigkeiten gegenüber der                                                                                                       anspruch d e r Frau für sie selbst und d ie Kin­
                                                                                                                                                d e r durch eine neue Ehe leicht g efäh rd et wird.
Frau an den Fundam enten der Ehe rütteln und                                                                                                    Denn bei der Bemessung des Unterhalts für
                                                                                                                                                Frau und Kinder aus einer geschiedenen Ehe
eine Erschütterung d er Institution d er Ehe                                                                                                    w erden die Verpflichtungen des Mannes einer
                                                                                                                                                zw eiten Frau und Kindern aus d e r zw eiten Ehe
ü b erhaupt bedeuten soll, wie m an heute w ieder dem V ater das Recht d e r Personensorge, das                                                 g egenüber berücksichtigt.

h ö ren kann. W ir sind im G eg en teil d e r A n ­ in sb e so n d e re auch d a s A ufenthaltsbestim m ungs­                                   4. Ein G eSC^d fish a u s h a l t J n zw a n zig jä h rig er Ehe
                                                                                                                                                hat die Krau mit dem M ann zusammen — viel­
sicht, d a ß die Rückständigkeit des G esetzes recht um faßt. Die M utter hat bei bestehender                                                   leicht während des K rieges auch viele Jahre
                                                                                                                                                allein — das Gesdbäft betrieben, das einen be-
unseren Anschauungen vom W esen der Ehe Ehe neben dem V ater nur ein abgeschw ächtes                                                            trädotlidhen Reingewinn abgeworfen hat, der auch
                                                                                                                                                über die W ährungsreform in Gestalt eines großen
nicht mehr entspricht, und erst dadurch, d a ß ein Personensorgerecht, dem a b e r bei M einungs­                                               Jkarenlagers, wertvollen Klausrats usw. gerettet
                                                                                                                                                werden konnte. A uf Grund eines Ehebruchs des
Zerrbild der Ehe als die N orm hingestellt wird, verschiedenheiten immer d as Recht des V aters                                                 M annes w ird die Ehe geschieden. W ie sind die
                                                                                                                                                Vermögensverhältnisse ?
d ie Ehe wirklich e rn s th a ft g e f ä h r d e t ist. D a b e i v o rg e h t. D er V a te r k a n n a ls o je d e r z e it d ie
                                                                                                                                                Z u n ä c h st kann die Frau ihr V erm ögen, d a s sie
ü b e rse h e n wir kein esw eg s, d a ß in einem G r o ß ­ K inder h o len o d e r holen lassen, o h n e d a ß d ie                            in die Ehe e in g e b ra c h t hat, in sb e so n d ere ihre
                                                                                                                                                Aussteuer, herausverlangen. Nehm en wir an,
teil aller Ehen nach a n d eren Regeln g elebt M utter sich d a g e g e n zur W e h r setzen kann.                                              d a ß b eid e bei d e r H eirat nicht viel b esaß en
                                                                                                                                                und die Frau nur eine bescheidene M öbel­
w i r d , a l s s ie im G e s e t z n i e d e r g e l e g t sind . Es S ie k a n n ledig lich v e r s u c h e n , d e m V a t e r d u r c h     ausstattung hatte. Das m eiste m ag nicht mehr
                                                                                                                                                vorhanden sein. Dafür kann die Frau aller­
k o m m t in d e r Ehe, m eh r als in je d e m a n d e r e n d a s V o rm u n d sch aftsg e rich t d a s P e r s o n e n s o r g e ­            dings herausfordern, was als Ersatz für a b ­
                                                                                                                                                genutzte Teile w ieder angeschafft w urde.
Lebensverhäitnis, auf die Stärke der Persön­ recht entziehen zu lassen, w obei sie nachweisen                                                   Keineswegs a b e r hat sie Anspruch au f die in­
                                                                                                                                                folge des steigenden W ohlstandes gekauften
lichkeiten an, d ie sich zu d ieser en gsten Lebens­ m üßte, d a ß d e r V ater schuldhaft d a s geistige                                       zusätzlichen Möbel und W ertgegenstände.
                                                                                                                                                Ebensowenig hat sie einen Anspruch auf einen
g e m e i n s c h a f t z u s a m m e n g e s c h l o s s e n h a b e n . Ein­ o d e r leibliche W o h l d e r K in d er g e f ä h r d e . Ein  a n g e m e s s e n e n Teil d e s wesentlich durch ihre
                                                                                                                                                Arbeit erw orbenen Verm ögens. Sie hat ledig­
sicht d es M a n n es, ü b e r le g e n e W illen sstärk e d e r solcher Versuch w ü r d e in u nserem Falle, w en n                            lich e in e n U n te r h a ltsa n s p ru c h , b ei d e s s e n Be­
                                                                                                                                                messung der Mann außerdem geltend machen
Frau räum en dieser vielfach im innerhäuslichen nicht noch b eso n d ere G rü n d e vorliegen, ohne                                             kann, d a ß die Frau sich durch eig en e A rbeit
                                                                                                                                                teilweise oder ganz erhalten könne. Soweit
Leben die bestim m ende Rolle ein. Dennoch w eiteres aussichtslos sein.                                                                         keine kleinen Kinder die Berufstätigkeit der
                                                                                                                                                Frau unmöglich machen und sow eit — w as
bleibt für die allgemeine Beurteilung der Stel­                                                                                                 hier ohne weiteres angenom m en w erden
                                                                                                                                                kann — Berufsarbeit nach ihrer Lebensstellung
lu n g d e r F ra u d i e d e n G e s e t z g e b e r l e i t e n d e 2. Ein M an n kom m t aus der G efangenschaft zurück.                     v o n d e r Frau e r w a r t e t w e r d e n k a n n , ist d ie
                                                                                                                                                Frau verpflichtet, zu arbeiten. Die Frau erwirbt
V orstellung von d e r Inferiorität d e r Frau von Seine Krau hat inzwischen jahrelang eine gute                                                auch beim Tode des M annes keinen Anteil an
                                                                                                                                                dem gemeinschaftlich erw orbenen Vermögen,
e n t s c h e i d e n d e r B e d e u t u n g . D a r ü b e r h in a u s a b e r Stelle in der K om m unalverw altung gehabt. Der               d e n n als g e s c h ie d e n e Frau ist sie nicht e r b ­
                                                                                                                                                berechtigt.
fü g t d a s G e s e t z d e r e in z e ln e n Frau, d ie in M ann findet eine Arbeitsstelle, . die die Kamilie                                 N ehm en wir nun noch den Fall, d a ß die Ehe
                                                                                                                                                a u s V e rsc h u ld e n d e r Frau g e s c h ie d e n ist. D ann
e in e r Ehe lebt, in d e r d ie L e b e n s g e m e in s c h a ft einigermaßen ernähren kann. W as für Kolgerungen                             entfällt von vornherein regelmäßig der Unter­
                                                                                                                                                haltsanspruch, außerdem würden dann auch die
z e r s t ö r t ist u nd d i e B eru fu n g a u f d a s Recht a n können sich nun für die Krau ergeben?                                         Kinder dem V ater zugesprochen werden. Zwar
                                                                                                                                                h a t nach d e m 1938 in Kraft g e tr e te n e n Ehe­
die Stelle der gegenseitigen freien Überein­                       N a c h § 1358 BGB kann d er M ann mit Ermächti­                             gesetz, d as 1946 nur entnazifiziert w urde, d er
kunft g e tr e te n ist, offensichtliches U nrecht zu.             gung des Vormundschaftsgerichts ein Arbeits­                                 Vormundschaftsrichter die Möglichkeit, die
Das m ögen einige Beispiele deutlich machen:                       v erh ältn is, d a s d ie Frau e i n g e g a n g e n ist, frist­             Kinder auch dem schuldig geschiedenen Ehe­
                                                                                                                                                partner zuzusprechen, doch bestimmt das G e­
f. £in M ann, der seit langen Jahren in Qefangen-                  los kündigen. Das Vormundschaftsgericht hat                                  se tz in § 74, d a ß d a s nur g esch eh en soll, w en n
sdbaft gewesen ist, kehrt zurück und nimmt aus                     die Ermächtigung dazu zu erteilen, wenn der                                  eine solche Regelung aus besonderen G ründen
Gründen, die außer Betracht bleiben können,                        M ann sich d a ra u f beruft, d a ß die Interessen                           dem W ohl der Kinder dient.
seinen W o h n sitz in der O stzon e. Die 7rau lebt                des Familienlebens die A nw esenheit d e r Frau
m it den beiden K indern in W estfalen, wo sie w ie­               zu H a u s e v e rla n g e n . Ihn m a g d a b e i w e s e n t­                                             *.
der berufstätig geworden ist. Der M ann fordert                    lich d ie e i g e n e B equem lichkeit zu s e :n e r Ein­
sie auf, mit den Kindern zu' ihm zu kommen. Die                    stellung veranlassen. W ährend der Kriegsjahre                               Solche Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.
Trau ihrerseits wünsdbt, daß der M ann zu ihr über­                machten die Gerichte allerdings geltend, daß                                 Sie alle w ürden zeigen, d a ß von seiten der
siedelt, dam it sie ihre Berufsarbeit fortsetzen und               auch die allgemeine Arbeitsmarktlage berück­                                 Frauen mit gutem G rund g eg en ein G esetz
an dem O rt, an dem sie 7u ß gefaßt hat, bleiben                   sichtigt w e r d e n m üsse, d. h. sie n e ig te n d a z u ,                 protestiert wird, das an den Realitäten unseres
kann. W ie ist die Rechtslage?                                     die Ermächtigung abzulehnen, w enn die Be­                                   Lebens vollkommen vorbeigeht. Dem G esetz­
                                                                   rufsarbeit der Frau volkswirtschaftlich erwünscht                            geber vor 50 Jahren stand die gutbürgerliche
                                                                                                                                                Ehe vor Augen, bei der die Frau sehr jung aus
N a c h § 1354 BGB ste h t d e m M a n n d ie Ent­ w a r. Bei d e n g e g e n w ä r tig e n V erhältnissen                                      dem Elternhaus heiratete und an eigene Be­
                                                                                                                                                rufsarbeit vor und w äh ren d d e r Ehe nicht g e ­
scheidung in allen d a s g e m e i n s a m e eheliche w ü r d e d ie Berücksichtigung d e r A rb e its m a rk t­                                w ö h n t w ar. Die Zeiten h a b e n sich seit d a m a ls
                                                                                                                                                grundlegend gew andelt, und es wird höchste
Leben betreffenden A ngelegenheiten zu; ins­ lage die Erteilung der Ermächtigung noch b e ­                                                     Zeit, d a ß sich die G esetze diesen verän d erten
                                                                                                                                                Verhältnissen anpassen.
besondere bestimmt er W ohnort und W ohnung. günstigen, da mehr Arbeitskräfte als Stellen
                                                                                                                                                                                        Dr . E r d m u t h e F a l k e n b e r g
Er k a n n a l s o ; w e n n d i e Frau sich w e i g e r t , zu v o r h a n d e n sind. O b d ie Frau in ih rer S tellung

ihm zu z ie h e n , a u f W ie d e r h e r s te llu n g d e r e h e ­ b e s o n d e rs tüchtig ist, o b sie es v o r z ie h e n w ü r d e ,

lichen Lebensgem einschaft klagen. Die Frau beruflich zu arbeiten und dafür eine Hilfskraft

kann d a g e g e n geltend machen, d a ß sein V er­ im H ause zu beschäftigen, spielt keine Rolle.

langen nach Lage der Dinge einen Mißbrauch Die Entscheidung liegt beim Manne.

seines Entscheidungsrechts darstelle. Dringt sie A bgesehen von der Möglichkeit, d a ß der M ann

mit diesem Einwand bei Gericht durch, so kann kündigt, wird mit ziemlicher Sicherheit eine

sie dam it lediglich für ihre Person die Ü ber­ Kündigung von seiten der Stadtverw altung er­

siedlung ablehnen. Erkennt das Gericht ihre folgen, da die öffentlichen Verwaltungen die An­

G rü n d e nicht an und spricht es im Urteil aus, w eisung an alle nachgeordneten Dienststellen e r­

d a ß sie verpflichtet sei, dem V erlangen des lassen haben, die sogenannten D oppelverdie­

M a n n e s F olge zu leisten, so k an n d ie Frau ner, d. h. in e r ste r Linie d ie Frauen, d e r e n

zw ar auch dann nicht physisch gezw ungen w er­ M änner ein „ausreichendes" Einkommen haben,

den, zu dem M anne zu ziehen, weil ein sol­ auszuscheiden. „Ausreichend" bedeutet unter

ches Urteil nicht v o llstre c k b a r ist, a b e r d ie d e n h e u tig e n U m stä n d e n kaum m ehr, als d a ß

W e i g e r u n g d e r Frau w ird n u n m e h r als b ö s ­ d e r L e b e n su n te rh a lt d e r Familie g esic h e rt ist.

williges Verlassen angesehen ' und gibt dem Daß wir Frauen es als eine große Härte em p­

M a n n e in e n S c h e id u n g s g ru n d . In e in e m s p ä t e ­ finden, d a ß w ir je n ach B e d a rf in S te llu n g e n

ren Scheidungsprozeß w ürde der Frau die hineingeholt und w ieder aus ihnen entlassen

Schuld auferlegt werden.                                           w e r d e n , l i e g t a u f d e r H a n d . Es l i e ß e sich n o ch

Praktisch kann sich jedoch d ie Frau in jedem vieles d a z u sagen.

Falle, ob die W eigerung nun gerichtlich a n er­                   3. Eine Krau lebt von ihrem M an n getrennt, w ozu
kannt wird o d e r nicht, dem V erlangen des                       sie berechtigt ist, weil er ihr durch ehewidrige Be­
Mannes nur widersetzen, wenn sie durch eigene                      ziehungen einen Scheidungsgrund gegeben hat. Sie
Berufsarbeit oder durch Unterstützung von                          verlangt nun von dem M ann die M öbel heraus,
a n d e r e r S eite w irtschaftlich u n a b h ä n g i g ist.      die sie m it in die Ehe gebracht hat. D ringt sie
Denn d e r M a n n ist, w e n n d ie Frau sich a u s               dam it vor G ^ ^ t durch, wenn der M an n sich
freiem W illen von ihm trennt o d e r — wie                        weigert ? ,
hier — die Lebensgemeinschaft auf seine Forde­

rung hin nicht wiederherstellt, nicht verpflich­ W e n n die Ehegatten vor d e r Eheschließung

tet, ihr U n terh alt, e t w a in G e s ta l t e in e r G e ld - o d e r s p ä t e r v o r e in e m N o t a r nichts B e s o n d e re s

ren te zu leisten. E tw aige U n te rstü tzu n g en aus v e r e in b a r t h a b e n , le b e n sie in d e m g esetzlichen

öffentlichen M itteln h ö r e n selbstverstäncflich mit G ü te r s t a n d d e r so g . „ N u tz v e r w a l t u n g " , d. h. d e r

der Rückkehr des M annes auf.                                      M an n v e rw a lte t d a s v on d e r Frau in d ie Ehe

W a s nun d ie Kinder a n g e h t, so steh en sie in e in g e b ra c h te G u t und zieht d a r a u s für e ig e n e

jedem Falle dem V ater zu. § 1627 BGB gibt Rechnung die N utzungen. § 1373 BGB b e ­
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