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Bürger, o b w o h l sie Finnen sind. 1940 gehörten
sie der lokalen sowjetischen Regierung an, die
in den von den Russen ero be rte n G ebieten e r­
richtet w urde. 1945 kehrten sie als biedere,

politisch anscheinend uninteressierte Zivilisten
in ih r V a te rlan d zurück. W enn Sie jedoch ein­

mal hören, daß man w ie d e r von ihnen spricht,
dann können Sie daraus schließen, daß in

Helsinki die Todesstunde der Freiheit geschla­
gen hat."

                                                                       *

 Ich hatte schon die w u nderbaren K ranken­                              W ild ro m a n tis c h , vo n W ä ld e rn bedeckt, zwischen denen Seen schim m ern und Felsen ra g e n , ist d ie Landschaft Finnlands.
häuser besucht, die Kindertagesstätten, die
großen Kaufhäuser, die Banken, w o dank des
sozialistischen Regimes und o ft auch durch g e ­
meinschaftliche Bemühungen oder P rivatinitiative
je de r Kranke besser um sorgt w urde als in einer
 Luxusklinik, w o jeder Angestellte erstaunliche
Vorrechte genoß, Bibliotheken fü r jedermann
zugänglich w aren, w o es Sonnenbäder a u f den
hohen Dächern gab, Sportplätze, Spielräume
und Liegestühle fü r die Ruhepausen.

W ir verließen das Parlament und gingen durch
die Stadt m it ihren hohen Häusern, ihren
großen Glasfenstern, ihren mächtigen Statuen,
Ausdruck eines Strebens nach m ode ner V e r­
vollkom m nung, das von jedem einzelnen den
e ifrig e n W e ttb e w e rb seiner physischen und
moralischen K ra ft fo rd e rt. In d e r Ferne sah
man noch die Holzhütten, Spuren dessen, was
Helsinki v o r 1917, als Finnland seine U nab­
hängigkeit erlangte, gewesen war.

Es g ib t kein Land, in dem das W o rt „U n a b ­
h ä ng igke it" den gleichen ernsten W id e rh a ll
fin d e t w ie in Finnland. Angesichts der riesigen
Sow jetunion w eiß jeder Finne, daß er fü r seine
Freiheit im Dickicht käm pfen und sterben w ird .
1944, als de r Krieg fü r sie ve rloren w a r und
Rußland die Provinzen an ne ktierte, die es fü r
seine zukünftige strategische S i'herheit für un­
entbehrlich hielt, verließ en 400 0C0 Finnen ihr
Heim und ström ten nach Helsinki. Keiner beugte
sich de r Knechtschaft. Bauernhöfe, D ö rfe r und
Städte w aren verlassen, als die Russen sie in
Besitz nahmen. Drei W ochen lang zogen die
Frauen durch den Schnee, v o r sich her trieben
sie die Kuh o d e r das Füllen, das von nun an
ihr einzig er Reichtum w a r. In den Karren, auf
den Handwagen zog und schob man die Alten
und Kranken, die die Züge und Lastwagen
nicht zur rechten Z eit w eggeschafft hatten. Ein
erschütternd schrecklicher A u szu g ! 400 000 Flücht­
linge bei einer Bevölkerung von 4 M illionen!
Im H andum drehen sorgte ein neues Landgesetz
fü r die Neueinteilung der Bauern, doch führte
dies keineswegs zu w illkürlichen Enteignungen.
Die G rundbesitzer wurden entschädigt und
traten einen Teil ihrer Felder1, eine Hütte, einen
Stall an die Brüder aus Karelien ab. • Man
rückte zusammen und dachte an die Zukunft.

                                                                                                                                    : ■"

fis c h fa n g ist h arte A rb e it fü r F innla nds M ä n n e r, und d ie Frauen haben ih re n anstrengenden A n te il d a ra n .  H e ls in k i, Finnla nds H a u p tsta d t und H a fen am Bottnischen M eer.
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