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SIGRID    S t y r i d , 19 2 8 in B e rl in g e b o re n . j

          E igentlich w o llte sie Jura stu d ie re n . A b e r es kam
          g a n i anders. Ih r V a te r storb , ih r schönes Haus in
          D ahlem bra n n te bei einem L u fta n g riff ab, ih re
          M u tte r stand m it zw ei halbw üchsigen Töchtern v o r
          dem N ichts. S ig rid m ußte G e ld ve rd ie n e n . Sie
          wurde Em pfangsdam e in e in e r am erikanischen
          D ienstste lle in B e rlin . Sie h a t d a m it e in e in te r­
          essante T ä tig ke it, a be r keinen Lebensberuf. S igrids
          Plan ist, d re i Jahre als S ch u lh e lfe rin zu a rb e ite n ,
          dann d ie e rfo rd e rlich e n Exam ina zu machen und
          einen Beruf in d e r Fürsorge zu e rg re ife n . Sie sieht
          also einem ernsten, in haltsreiche n Leben m it einem
          eistau nlichen V e ran tw ortungsg efü hl entgegen. Das
          schließt a b e r ni'cht aus, d a ß sie auch p e rsönliche
          W ünsche a n das D asein hat. Sie m öchte h e ira te n ,
          a b e r nur, w e n n sie e in e n P a rtner fin d e t, d e r
          w irk lic h zu ih r paß t. W ie sie später w o hnen
          m öchte, sich a n z ie h e n m öchte u n d w ip ih r Leben
          aussehen s o ll, w e nn ih re Träum e a lle in E rfü l­
          lu n g gehen, das h a t sie unseren Z eichnern e r­
          z ä h lt, u n d die se h a b e n es n e b e n s te h e n d illu s t r ie r t.

ILSE      Il s e, 1932 in H a m b u r g g e b o r e n .

          Sie w ill nach g e ra d e beendetem Lyzeum M o d e ­
          zeichnerin w e rde n. Ihre M u tte r ist S chauspielerin,
          vo n dem V a te r geschieden und v ie l a u f Tourneen,
          d a h e r m ußte Ilse frü h z e itig se lb stä n d ig sein. Sie
          w ir k t — o b g le ic h sie e rs t 17 J a h re a lt is t —
          sicher 'u n d re if. U nd sie w e iß , was sie w ill. In
          erste r Linie — w ie gesagt — m odezeichnen. W ie
          sie d a ra u f kam ? Sie lie b t a lle s E legan te, w e nn
          es sich m it ein e m pra ktisch e n Zw eck v e re in e n
          lä ß t. Sie in te re ssie rt sich fü r d ie M o d e . U nd sie
          zeichnet gern und m it T alent. Sie w ill ih re n Beruf
          n ich t als Z e itv e rtre ib , sond ern sie n im m t ih n ernst.
          N a tü rlic h m öchte sie auch e in m a l he ira te n .
          Einen M a n h , d e r in erste r Linie sehr g e p fle g t
          sein m üßte. Einen bestim m ten Typ h a t sie nicht.
          G ro ß und schlank so llte e r sein, G e ld sei nicht
          entscheidend w ic h tig . A b e r zuerst w ill sie eine
          feste A u s b ild u n g in ih rem g e w ä h lte n B eruf haben.
          W o ra n besonders ih r H erz hängt? A n Büchern.
          A n K lassikern, und von diesen w ie d e r an Shake­
          speare. W as sie sonst noch fü r W ünsche h a t?
          Das kann man aus den Zeichnungen ersehen.

BRIGITTE  B r i g i t t e , 1 9 3 0 i n l. e b a g e b o r e n .

          Sie ist e in echtes L a n d m ä d c h e n , w ie m an es he u te
          selten fin d e t. D er Z u fa ll verschlug sie 'n a ch B e rlin.
          Sie h a t im K rie ge ih re E ltern v e rlo re n und le b t
          h ie r b e i e in e r T a n te . Es g e h t ih r g u t, a b e r ste
          sehnt sich doch sehr nach dem Lande zurück.
          K urz entschlossen h a t sie durch V e rm ittlu n g e in e r
          F reundin eine S tellung als H a u sh a ltsh ilfe in Schwe­
          den a n g enom m en . Sie h a t keine M ühe gescheut,
          um die vie le n F o rm a litä te n zu e rle d ig e n . U nd
          in v ie r W ochen w ird sie nach Schweden gehen.
          Erst e in m a l fü r d re i M o n a te , u nd ' dan n, ja was
          dan n w ird , w e iß sie auch nicht. Sie w ü nscht sich,
          da ß sie fü r im m e r in Schweden b le ib e n kann.
          V ie lle ic h t fin d e t sie d o rt auch e inen netten M a n n ?
          Sie m öchte e in m a l zwei K in d e r haben und einen
          B auernhof m it v ie l Tieren, und m öchte e b e n ' eine
          r ;chtige. tüchtige Lan dfrau w e rde n. N a tü rlic h ein
          biß c h e n schön s o ll ih r Leben auch aussehen. Es
          d ü rfte n icht zu einsam sein, und sie w ü nscht sich
          sehr, hin und w ie d e r m al ein K onzert in de r
          nächsten S tadt zu hören und dann . . . a b e r das
          ist auch in diesem F alle rechts a u fg e ze ich n e t.
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