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Das sind jene m echanisierten Sachen, d ie zw a r u lk ig
w irk e n , a b e r n u r fü r d ie fü n f M in u te n , d ie sie ha lte n , Das K leinkind le rnt m it dem sim plen Klötzchen­
und an denen m an sich le ic h t und g e fä h rlic h reiß e n kann.
dazu ge form t. Das gute S pielzeug soll anregen,
nicht a b e r a b s tu m p fe n , es so ll Ja h re in sich e n t­
halten, nicht nur M inuten, eine Forderung, die
keineswegs nur von sim plen Legespielen e r­
fü llt w ird , sondern genau so von den V a ria ­
tio n s m ö g lic h k e ite n e in e r im Laufe d e r Ja h re
sich e rv /e ite rn d e n e le k trisch e n Eisenbahn. Und
d a m it ist das z w e ite S tic h w o rt g e fa lle n : Das
gute Spielzeug sollte entsprechend seiner un-
ausschöpfbaren Verw endungsm öglichkeiten h a lt­
b a r sein, h a ltb a r a u f Jahre. Und w enn Sie das
G lück ge h ab t haben sollten, das Schaukelpferd
Ihres G ro ß v a te rs bis an den he u tige n Tag zu
b e sitze n, d a n n sehen Sie sich e in m a l an, w ie
sauber das g e a rb e ite t w urde. Um jedoch auf
Jahre hinaus halten zu können, muß ein S p ie l­
zeug aus solidem M a te ria l g e fe rtig t sein —
das d ritte Stichw ort. Leicht verb e u lb a res,
rostendes Konservenblech, feuergefährliches
Z e llu lo id , Sackleinew and, G las, ze rre iß ba re r
Lederersatz, lichtem pfindliche Farben und a b ­
p la tz e n d e Lacke — sie sind fü r d ie S p ie lze u g ­
fa b rik a tio n nur selten g e e ig ne t. Sie v e rb illig e n
es — a b e r nur fü r den F ierste lle r. Für Sie, fü r
die K äufer, ve rte u e rt d e ra rt unsolides Spielzeug
sich nur, de n n w as s c h n e lle r k a p u ttg e h t, muß
auch ö fte r ersetzt w e rde n — eine Binsenweis­
h e it, d ie je d e r ke n n t, nach d e r sich a b e r n ie ­
mand richtet.
Das g u te S p ie lz e u g so ll a lso in den H ä n d e n
des Kindes erst S p ie lz e u g w e rd e n , es so ll h a lt­
bar und deshalb aus solidem M a te ria l g e fe r­
tig t sein. W issen Sie nun, was Sie fü r N ik o la u s
und N ik o lin c h e n ka u fen w e rd e n ? Sie wissen,
was man Kindern schenken sollte, nicht jedoch,
was Sie fü r Ihre K in d e r in diesem o d e r jenem
A lte r kaufen. N ic h t m it Rücksicht a u f Ihre
W ohnung, auf die Lage Ihrer W ohnung,
a u f d ie M ö g lic h k e it, o b d ie K in d e r sich
selber b e schäftigen müssen o d e r-o b Sie neben
Ihrer A rb e it Z eit finden, m itzuspielen. Denn
w as n ü tzt eine D am pfm aschine in den H änden
eines F ün fjä h rig en , w as ein m eterlanges S egel­
schiff, w enn d e r kleine K apitän nur die Bade­
wanne zur V erfügung hat? W as nützen Schau­
fel und Förmchen fü r die z w ö lfjä h rig e Puppen:
m u tte r, w as n ü tz t e in K o ch h e rd , in dem man
d e r Feuersgefahr w egen nur unter Aufsicht
backen d a rf — wenn die M am a keine Z eit fü r
diese A ufsicht fin d e t?
Dies a lle s, b itte , lassen Sie sich e in m a l g ru n d ­
sätzlich durch den K o p f gehen — und dann,
w e n n Sie u n g e fä h r zu w issen m eine n , w as Sie
ihrem N iko la u s und Ihrem N ikolinchen kaufen
w o lle n , dann lesen Sie noch schnell, w as es bei
diesem o d e r jenem S pielzeug im einze ln e n zu
bedenken gibt.
Baukäsien sind eine A lte rs fra g e und inn e rh a lb
d e r je w e ilig e n A rt eine Frage d e r R eihenfolge.
kasten bauen, d e r Steinbaukasten lä ß t den
Fünfjährigen begreifen, was man bauen kann —
M auern, Tore, Türme und Häuser. Der M e ta ll­
baukasten schließlich e rm ö g lich t dem Zehn­
jä h rig e n K o n s tru k tio n e n , und h ie r g ib t es G ru n d ­
baukästen und jew eils die M ög lichke ite n e r­
w e ite rn d e Ergänzungskästen, d ie sinnlos w e r­
den, wenn der G rundbaukasten fehlt. Dampfer
aus M e ta ll sind in a lle n G rö ß e n zu haben.
W enn aber das W asser dazu fe h lt, em pfiehlt
es sich, e in e n d e r n e tten , fa rb e n p rä c h tig e n
S chleppzüge aus H o lz zu k a u fe n ; sie näm lich
haben keinen Kiel, so d a ß d e r Teppich den Teich
ersetzen kann. Dampfmaschinen enttäuschen,
wenn m it ihnen nicht g le ich ze itig das geschenkt
w ird , was sie b e tre ib e n können, a lso ein
H a m m e rw e rk z. B., e in e k le in e K re issä g e , e ine
Butterm aschine usw. Und, w ie gesagt, auch
sie a rb e ite n m it S p iritu s. Eisenbahnen g ib t es
in ve rsch ie d e n e n S p u rw e ite n . M ach e n Sie N ik o ­
laus also keine V o rw ü rfe , w enn er b ehauptet,
d aß sie ihm falsche Schienen g e k a u ft hätten.
Und w enn Sie h ie r m it ihm zusam m en spielen,
dann spielen Sie nicht a lle in e , nein? Indianer
sind Ersatz fü r B leiso ld a te n . Sie schießen genau
so w ie jene, und man muß schon den H um or
des Dichters H. G. W e lls haben, w enn man sie
Kindern schenkt. W e lls em pfahl das Spielen
m it Bleisoldaten g erade seiner pazifistischen
Einstellung w e g e n ; er h ie lt den Z erstörungstrieb
im M enschen fü r u n a u s ro ttb a r und h o ffte , ihn
O b e n : A ußen ein le uchtender, b illig e r Plüsch, innen
ein U h rw e rk, schnell entzw ei und una nsehnlich, a b e r . . .
jedes d ieser Tierchen kann ein Kunststück. — U n t e n :
Die fa h rb a re , nichtschw im m ende Füll-Ente m it a u fk la p p ­
barem Rücken . . . N ä heres fin d e n Sie in unserem A u fsatz.
W :V - linchen im Sand, da kann d ie Ente nicht fa h ­
durch das S p i e l e n m it Bleisoldaten A rm e, kle in e , tra u rig e Puppenkinder, serienweise a u f allem m öglichen
fü r sp ä ter an b lu tig e re n Schlachten M a te ria l, d ü rftig bekle id e t, unhygieniseh und dabei nicht ei nm al b illig .
verhindern zu können. Bei meinem
N ik o la u s soll es a b e r auch d a m it
nicht anfangen. Bitte sehr, auch wenn
Sie mich fü r h um orlos h a lte n ! Das
g leiche g ilt fü r Jeeps. M ir sind die
m erkw ürdigerw eise bedeutend w eni­
ger lie b e vo ll gearbeiteten Spielzeug­
nachbildungen von Privatautos lieber.
Kaufmannsläden sind unerfreulich,
wenn N ikolinchen nur Sand oder
G rashalm e verkaufen kann. H ier müs­
sen schon ein p a a r H aferflocken und
etwas Zucker g e o p fe rt w erden. Auch
die gipsernen N achbildungen von
Topfkuchen und Schw einekoteletts, die
von den S pielzeugfabriken g e lie fe rt
w e rde n , sind nur ein küm m erlicher
Ersatz fü r d ie Liebesperlen, die w ir
frü h e r verkaufen konnien. Kinder­
w ag en v e rla n g e n , d a ß Sie sich d ie M ü h e
machen und eine nette A usstattung dazu
nähen. O d e r w ü rd e n Sie an Ihrem B aby
F reude h a b e n , w e n n es in irg e n d w e lc h e n
Lumpen schlafen m üßte? Musikinstrumente sind,
w ie gesagt, m it Geräusch verbunden. A u ß e r­
dem muß man sie spielen können. Das
kostet also w irklich e G ebrauchsinstrum ente
und U nterw eisung — fü r Kinder unter fü n f
Jahren eine ve rlo re n e Liebesmühe. Pseudo­
instrum ente in Form von Blechgeigen a n d e re r­
seits, d ie N ik o la u s spielen könnte, w e il sie g a r
nich t zu sp ie le n s.ind, lösen das P ro b le m a u f
eine nur fr a g w ü r d ig e W e is e . Ein X y lo p h o n
dagegen ist e rn sth a ft zu spielen und ohne groß e
M ü h e e rle rn b a r. Pistolen g ib t es auch schon
w ie d e r. H. G . W e lls scheint also w irklich recht
zu haben. Nun, auch a u f d e r O lym piad e w ird
geschossen, aus Sport. A b e r dann b itte nicht
a u f In d ia n e rk ö p fe , höchstens a u f Scheiben,
nicht w a h r? Puppen g ib t es im m er noch m ehr
häßliche als schöne. Schön zu sein, beißt nicht,
ein Engelsgesicht zu h a ben; Käte-Kruse-Puppen
sind in diesem Sinne, w e iß G o tt, nicht schön.
A b e r w e n n Sie sich e in m a l s e lb e r fra g e n s o ll­
te n , w ie Sie sich Ih r N ik o lin c h e n g e w ünscht
haben, dann . . .
N un, und Puppenstuben? H ie r sollten, meines
Erachtens, schon d ie je w e ilig e n A rchitekten d ie ­
ser S tuben sich e tw a s m eh r ü b e rle g e n , o b sie
in ihnen w o hnen m öchten. Rennautos? Eine
herrliche Sache, besonders d ie neueste Erfin­
dung a u f diesem G e b ie t, ein Rennauto mit
Schwungrad — Tornedo genannt — , das, w ie
N ikolaus sagt, „m it 70 Sachen abhauen kann".
Und gleich h u n de rt M e te r w e it. Einem v ie r­
jä h rig e n Besitzer w ü rd e es also w ahrscheinlich
e n d g ü ltig „a b h a u e n ". A u ß e rd e m m uß es T rä ­
nen verursachen, w o kein A sphalt vorhanden
ist. Schaufel und Förm chen so llte n niem als so
sein, d a ß m an sich an ihnen re iß e n kann. A u ß e r­
dem b itte keine Räderentchen m it einliegender
Schaufel schenken, denn entw e de r spielt N ik o ­
ren, o d e r sie sp ie lt a u f d e r Straße, dann hat
d ie Schaufel keinen Sinn. Schiffsmodelle —
W ik in g g e nannt — sind e b e nfa lls Ersatz, a lle r­
d in g s w irk lic h frie d lic h e r. Es lä ß t sich w u n d e r­
ba r d a m it spielen, nur sollte man achtgeben,
d a ß eines Tages nicht doch w ie d e r K riegs­
schiffe daraus w erden. Segelschiffe kann N ik o ­
laus sich s e lb e r b auen. Es g ib t d a fü r d ie Ein­
ze lte ile , die er selbst zusam m enleim en muß.
A b e r kann er das auch w irklich ? H ier w erden
Sie ihm h e lfe n müssen. U nd tun Sie es w ir k ­
lich, es m acht ein e n h e rrlic h e n Spaß!
So, und nun gehen Sie e in ka u fe n . . . doch
h a lt! Da fä llt m ir noch etwas ein. Bitte, w enn
Sie nur w e n ig G e ld ausgeben können, dann
ka u fen Sie w irk lic h e G rosch e n w a re, nicht etwas,
das ebenfalls nur fü n fz ig Pfennig kostet, aber
m ehr aus sich m achen w ill. K in d e r sind n ä m ­
lich unbestechlich, w ir Erwachsenen a b e r . . .
W ir so llte n d a n k b a r d a fü r sein.
Alfred Berndt