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                                                                                                  A kro batik g e fä llt den Kleinsten am besten. Eins, zw ei, und
                                                                                                  sie sitzen — w enn auch nicht imm er tadellos — im Spagat

              '                                                                                   Ja. sagt Frau G ., M a rie tta soll Tänzerin w e rd e n ! Keine kleine B allettratte n a tü r­
                                          .                                                               lich, sondern eine richtige Balletteuse — eine P rim aballerina.

                            :: ■                                                                     D ie kleine M a rie tta ist fünf Jahre alt. V o r zw e i Jahren hat sie mit den Tanzstunden
                                                                                                     begonnen, d ie lange, lange Zeit nichts mit Tanzen gem ein haben, sondern nur ein
   Wmm                                                                                               hartes Training und kon zentrierte A rb e it bedeuten. W a r das nicht ein bißchen früh
                                                                                                    für eine so ernste A ngelegen heit? N e in , sagt Frau G ., man kann g a r nicht früh
            Relevä passe — so heißt diese Tanzstellung in der Fach­                                  genug anfangen! W enn meine Eltern . . . Und dann kommt die Geschichte ihrer
            sprache. Für eine Fünfjährige eine ganz beachtliche Leistung                             Kindheit: Frau G . w o llte gern tanzen lernen und d urfte es nicht. Tanzen, das w a r
A u fn a h m e n aus dem K in d e rb a lle tt vo n M argarete Hess vo n D o rothea v . d. O sten     ihre g an ze Sehnsucht, ihr ew ig unerfüllter Wunsch. Er b lieb es so lange, bis sie
                                                                                                     selbst eine Tochter b ekam und diese schon in d er W ie g e als kleine Ballerina ansah.
                                                                                                     W a r es nun Zufall o d e r w a r es d er W unsch, d er sich durch seine U n erfülltheit zu
                                                                                                     derartiger Intensität steigerte, d aß er Terpsichore geradezu moralisch verpflichtete,
                                                                                                     die Patenschaff für das kleine M ädchen zu übernehm en? Tatsache ist, d a ß M a rie tta
                                                                                                     nach dem Urteil ihrer Lehrerin tänzerisch außergew öhnlich b eg a b t ist. Schon allein
                                                                                                     vom Ä u ßeren her. Trotz ihrer Kleinheit ist sie langbeinig und schlank. Sie ist za rt,
                                                                                                     a b e r zä h , biegsam und doch fest und d azu von wirklich e n g e lh a fte r Lieblich-
                                                                                                   . keit. A ußerd em a b e r besitzt sie einen erstaunlichen Ehrgeiz, ist unerm üdlich, g e ­
                                                                                                     duldig und empfindungslos gegen körperlichen Schmerz — Eigenschaften, die eine
                                                                                                     kleine B allettänzerin in spe haben muß, denn B allettanzen heißt — w ie gesagt — ,

W eich im Rücken, fest das Standbein — und dann die Balance        In der Pause üben d ie Ehrgeizigen ihre' Lieblingsstückchen,         So soll ein id ealer Spitzenfuß aussehen, Spann .heraus,
h a lte n I Zuerst w ill es ohne Flilfestellung nicht recht gehen  ab e r o ft sind sie fro h über einen A ugenblick des Verschnaufens  Sohle nach vo rn . M a n m uß es üben, unerm üdlich üben
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