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                                                                                              Zur A u flockerung w ird „am e rikanisch er Step“ versucht
                                                                                              Ach, das is t v ie l schw ere r a ls es k lin g t und a u s s ie h tl

              U nd nun im C h o r: fü n fte S p itz e n p o s itio n . S chultern her
              unter, Bauch h erein 1 G a n z ric h tig ist es a b e r noch n ic h tl

ers1 einm al an sich arb eite n, um seinen K örper zu einem dem G eist und W ille n
bedingungslos gehorchenden Instrument zu formen.

O b Frau G. sich da rü b e r im klaren ist? O b sie es sein sollte? O b eine M utter das
Recht hat, so frü h z e itig und m öglicherw eise entscheidend in das Leben ihres Kindes
einzugreifen? Das sind Fragen, die jeder Mensch a u f seine W eise beantw orten
wird. O b iedosh die kleine M arietta w irklich einmal eine Prim aballerina w ird, das
Rann heute noch niemand sagen. Im merhin hat sie eine Chance dazu, und das ist
das Wesentliche.

So viele Kinder sind a u f dem od e r jenem G e b ie t be gabt, ohne daß sie d ie Chance
bekomm en, rechtzeitig ihre Talente zu pflegen. So vie le Menschen haben eine echte
V orliebe fü r eine der vielen Künste, bleiben aber ihr Leben lang darin nur Zu­
schauer, ohne jemals selbst Ausübende zu w erden. So schön es auch ist, etwas
Schönes anzusehen, w ie unvergleichlich steigert sich das positive Lebensgefühl, wenn
man selbst eine Kunst, zumindest ab er ein gewisses Können d a rin beherrscht, sei
es auch „n u r" zur eigenen Freude. Dieser sozusagen „m enschliche" Gesichtspunkt,
v °n dem aus man auch einm al den B allettanz betrachten kann, ist fü r den Fachmann
natürlich nicht der maßgebliche. Für den ausbildenden Ballettm eister ist das Ideal,
w irkliche Talente zu erkennen und zu förde rn, statt vielen w eniger begabten
Schülerinnen etwas Leichtigkeit und G razie beizubringen, die dann eben fü r den
./Hausgebrauch" reichen.

Pie Talente jedoch sind dünn gesät, und auch de r B egriff de r „v ie le n " Schülerinnen
lst re la tiv, da das B allettanzen im allgem einen al£ E xtravaganz angesehen w ird und
che Eltern — wenn überhaupt — ihre Kinder lie b e r in eine G ym nastikstunde schicken,
■-•'as ist gut und richtig so, denn die strenge D isziplin des Balletts lä ß t sich nicht

     und soll es auch g a r nicht — a u f allzu viele anwenden.

Ües den w enigen jedoch — das w ird je de r B alle ttle hrer bestätigen — ze ig t sich sehr

j-chnell eine wachsende Begeisterung fü r die „A rb e it". G erade d ie Strenge und

on zen tra tion gerade das Fehlen des V erspielten und V ergnüglichen in der B allett-

s unde faszin ie rt die Kinder. Sie fühlen sich ernst genommen. Selbstverständlich

■angt es vom Geschick des Lehrenden ab, w ie er die Forderungen dem Verständnis

y er Kinder anpaßt und ihre Faszination da m it wachhält. D abei kom m t ihm die

ihr6 Spltl|?ke‘t ^ er Ausbildung zu H ilfe. Die kleinen A nfängerinnen nämlich beginnen

akf5 | r allettstunde n'cht nur m it der „A rb e it an der Stange", sondern zugleich mit

lo-i?  c*1en Übungen. Diese sind no tw endig, einm al, um die Kinder gelenkig und

die !jr zu. machen und dann auch, dam it der Lehrer erkennt, fü r welche Disziplin

Der p - ; ne am meisten geeignet ist, ob fü r B allett, A k ro b a tik od e r Ausdruckstanz,

euch i e[ -^er Freude IS*  d ‘e m einen Kinder jedoch der leichte Steptanz, der

w ichti körperlicher Ausgleich und als Erziehung zum rhythmischen Empfinden

ähnlich lsP und ihnen außerdem ganz einfach Spaß macht. V o r allem sehen sie hier.

Könne W«f- ^ ei ^ en a Rro d atischen Übungen, einen schnelleren Fortschritt ihres

sie au^h • ^ernen ßinige der kleinen kecken Schritte spielerisch leicht und können

führen*" eiI?mal im klappernden Rhythmus ihren staunenden S pielgefährten vor-

              ein nicht zu unterschätzender Ansporn.

m e i s t e n ^ *fUrzer Zeit dieser vielseitigen körperlichen Betätigung zeigt sich bei den

kleine Ira m in- ^ er      cheses Bemühens: Auch recht ungeschickte, sogenarmte

zu beweqen n ere' f an9 en an< s‘ch anders — man kann sagen: „g e b ä n d ig te r" —

eine geistiae ^sprechend öieser wachsenden körperlichen Disziplin wächst, auch                S’ e le ve r — ein A u g e n b lic k , in dem d ie Phantasie
                          denn jene kann ohne diese ja gar keinen Ausdruck finden.            s p ie le n d a r f und sich A n m u t und L e b ensfreud e o ffe n b a rt
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